Inflation? Mir doch egal. Warum mein Weltportfolio robust gegen Inflation ist!

Historisch gab es die langfristig optimale Anlageklasse für den Vermögensaufbau und die kurz- und mittelfristig optimale Anlageklasse für den Vermögenserhalt. Während die eine Anlageklasse wenige überraschen mag, ist im Zuge des Themas Inflation die zweite Anlageklasse nicht so offensichtlich.

Nun ist der HSV auch 6-mal Deutscher Meister geworden. Sagt das etwas über die Zukunft aus? Ich fürchte nein. Anders als beim HSV gibt es in der Wirtschaft aber Zusammenhänge, die neben historischen Daten auch sachlogisch überzeugen.

Es spricht daher vieles dafür, dass dies auch für die Zukunft gilt, obgleich es keine Garantie dafür gibt. Denn auch beim HSV ist es – zum Glück – nicht komplett ausgeschlossen, dass der Verein irgendwann mal wieder Deutscher Meister wird.

Dieser Beitrag erläutert warum ein einfaches Portfolio aus Aktien und Anleihen bereits perfekt gegen Inflation absichert und du dir gar keine Gedanken um eine explizite Absicherung machen brauchst.

Aktien haben langfristig die beste Rendite und kurzfristige Anleihen sichern das Vermögen

Die sehr empfehlenswerte Seite „Visual Capitalist“ aus den U, S und A bringen Daten wunderbar grafisch auf den Punkt.

Im Beitrag „Welche Anlageklassen schützen vor Inflation?“ wurden gängige Anlageklasse im Zeitraum von 2012 bis 2020 verglichen.

Dabei wurde die jährliche Realrendite (in US-Dollar) nach Abzug der Inflation in Form des maximalen Gewinns (Maximum), des maximalen Verlustes (Minimum) und der durchschnittlichen Rendite (Median) pro Anlageklasse ausgewertet.

Der Durchschnitt (Median) besagt hier, dass 50% der jährlichen Renditen über und 50% unter dem angegebenen Wert lagen.

Vergleich von gängigen Anlageklassen im Zeitraum von 2012 bis 2020. Die Größe der Balken zeigen die Schwankungsintensität der Anlageklasse. Die grauen Punkte zeigen die durchschnittliche Rendite der Anlageklasse (Median).
Datenquelle: Visual Capitalist

Die Länge der Balken geben dabei die Schwankungsintensität der Anlageklasse wieder. Ein langer Balken bedeutet hohe Schwankungen und ein kurzer Balken geringe Schwankungen.

Aktien (also Unternehmen) haben dabei, wie zu erwarten, eine hohe Schwankung und haben im Schnitt in diesem Zeitraum die höchsten jährlichen Renditen erreicht.

Aber auch die als sicherer Hafen geltenden Anlagenklassen wie Immobilien oder Gold schwanken kräftig.

Insgesamt schaffen es fast alle Anlageklassen langfristig eine positive Realrendite zu realisieren oder zumindest die Kaufkraft zu erhalten. Nur Rohstoffen und den Energieunternehmen gelang das in diesem Zeitraum selten.

Ein kleines gallisches Dorf zeigt sich dabei völlig unbeeindruckt von Schwankungen und sorgt ganz nebenbei für den Erhalt der Kaufkraft: Die variabel verzinslichen Anleihen.

Kurzfristige Anleihen sorgen für den Erhalt der Kaufkraft

Was Anleihen sind, welche Rolle sie in einem ausgewogenen Portfolio spielen und warum sie schwanken, habe ich in meinem Beitrag „Die Rolle der Anleihen als Rettungsring in deinem Portfolio“ erläutert.

Was sind variabel verzinsliche Anleihen (engl. Floater)? Variabel verzinsliche Anleihen sind Anleihen, die keinen vorher festgelegten Zins haben, sondern sich analog zu der aktuellen Zinssituation entwickeln.

Bei hohen Marktzinsen gibt es also hohe Zinsen. Bei niedrigen Marktzinsen niedrige Zinsen. Anders als bei klassischen Anleihen eliminieren wir also das sogenannte Zinsänderungsrisiko bzw. die Zinsänderungschance.

Auch wenn zwischen Zinsen und Inflation zunächst kein direkter Zusammenhang herrscht, gaben sie sich in der Vergangenheit wie zwei Pferde mit der Tendenz gemeinsam ins Ziel zu kommen. Auf der Stecke lag mal das eine Pferd oder das andere Pferd vorne, im Mittel bewegen sich aber beide relativ nahe beieinander.

Da eine variabel verzinsliche Anleihe dem Pferd „Zinsen“ entspricht, konntest du in der Vergangenheit beruhigt dein Geld auf dem Rücken dieses Pferdes ins Ziel reiten lassen. Die Kaufkraft ist in der Vergangenheit erhalten geblieben.

Die Zentralbank nutzt das Zinsniveau als ein Instrument, um die Inflation zu steuern. Bisher galt das Ziel unter oder nahe bei 2%. Dieses Ziel wurde kürzlich aufgeweicht auf um 2%. Klingt ähnlich, kann aber Auswirkungen haben.

Lag die Inflation in einem Zeitraum unter 2%, so ist es jetzt möglich die Inflation eine Zeit lang über 2% zu lassen. Das Ziel um 2% kann auch mit höheren Inflationsraten erreicht werden.

Dies gibt der Zentralbank mehr Spielraum und könnte dazu führen, dass die Pferde kurzfristig etwas mehr Abstand halten als in der Vergangenheit.

Unabhängig davon hat das Pferd „Zinsen“ nur eine Aufgabe: Den bestmöglichen Erhalt der Kaufkraft. Rennen gewinnen kannst du damit nicht!

Wer Rendite haben möchte, der muss umsatteln bzw. auf ein weiteres Pferd setzen.

Aktien können kurzfristig unter Inflation leiden, werden sich langfristig aber durchsetzen

Die obige Grafik zeigt, dass die Anlageklassen Aktien, Immobilien, Gold und klassische Anleihen in den letzten Jahren im Durchschnitt die meisten Punkte gemacht haben. Siehe dazu auch meinen Beitrag „Historische Renditen von Aktien, Immobilien, Anleihen, Bargeld und Gold seit 1985 im Vergleich

Anlageklassenmeister ist dabei der FC Bayern des Anlagemarktes: Die Aktie. Die Erfolge bei Aktien schwanken allerdings stärker als beim Abo-Meister.

Kurzfristig werden Aktien bei einer stark steigenden Inflation und damit einhergehend steigenden Zinsen leiden. Klar, alternative Zinsprodukte werden wieder attraktiver.

Langfristig kann aber kein Zinsprodukt attraktiver als Aktien sein. Der Grund dafür liegt an der sogenannten Cashflow-Kaskade, die vom ETF-Papst Gerd Kommer in seinem Blogbeitrag „Das Konzept der „Cash-Flow-Kaskade“ erläutert wird.

Langfristig müssen Aktien eine höhere Rendite als Zinsprodukte abwerfen, ansonsten kann unser Wirtschaftssystem schlicht und einfach nicht funktionieren.

Doch der eigentliche Konkurrent sind ja nicht die Zinsprodukte, sondern Anlageklassen wie Immobilien und Gold.

Taugen sie zur Absicherung der Inflation? Kommt darauf an was du unter Inflationsabsicherung verstehst. Langfristig liegen die Realrenditen dieser Anlageklassen deutlich über der Inflation.

Doch wie verhalten sich diese Anlageklassen in Phasen stark steigender Inflation? Erhalten diese Anlageklassen auch kurzfristig die Kaufkraft? Die nüchterne Antwort: Nein!

So konnte Gold z.B. nur in 50% der untersuchten Fälle die Inflation schlagen. In 50% der Fälle musste der Anleger kurzfristig mit einer Wertminderung rechnen. Wer das Geld im ungünstigen Moment braucht, der hat nicht viel von dem vermeintlichen Inflationsschutz. Zumindest nicht für kurz- und mittelfristige Anlagezeiträume.

Ähnlich wie Aktien, gibt es auch bei Immobilien und Gold keine klar positive Korrelation. Das bedeutet alle genannten Anlageklassen können bei Inflation steigen oder sinken. Es gibt neben der Inflation eben noch viele weitere Faktoren, die den Markt beeinflussen.

Was bedeutet das für unser Brot- und Butter Portfolio

Das minimal funktionsfähige Portfolio (siehe mein 100k-Konzept) besteht aus breitgestreuten Aktien wie z.B. der Vanguard FTSE All-World und einer risikoarmen Komponente, die den sogenannten Geldmarkt abbildet und kurzfristig auf Zinsänderungen reagiert.

Das können kurzfristige deutsche Staatsanleihen, Tagesgeld, das Sparbuch oder eben variabel verzinsliche Anleihen sein.

Wer Angst hat, dass sein Geld wegen Niedrigzinsen nichts abwirft, der mag meinen Beitrag „Was tun bei Negativzinsen?“ lesen. Die Realzinsen für Sparer pendelten schon immer um Null, selbst als es noch Nominalzinsen von 7% gab.

Nur 1987 lagen die Realzinsen mal bei über 3%. Ob das etwas mit dem letzten großen Titel des HSV, den DFB-Pokal Sieg zu tun hatte, konnte ich den Daten nicht entnehmen. 🙂

Die Aufgabe der risikoarmen Komponente ist einzig und allein die Schwankungen zu reduzieren. Für Rendite ist der Aktienanteil zuständig.

Wer also ein einfaches Portfolio aus Aktien und sicheren Anleihen hat, ist ausreichend vor Inflation geschützt und braucht keine zusätzliche Absicherung.

Was passiert bei Hyperinflation bzw. dem Zusammenbruch des Euros

Wer glaubt, dass der Euro scheitert und bald nichts mehr Wert ist, sollte komplett auf Zinspapiere verzichten. Hier helfen nur noch Sachwerte.

Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Gerd Kommer illustriert in seinem Blogbeitrag „Das Konzept der „Sachwertanlage“: Fakten und Fantasien“, dass die vermeintlichen Vorteile von Sachwerten mit Vorsicht zu genießen sind.

Ich persönlich erwarte nicht, dass der Euro scheitert. Daher bleibe ich bei meinem Motto „Locker bleiben und Rendite kassieren“

Ich betreibe auch keine Absicherung gegen Inflation. Die Inflationserwartung ist sowieso schon in den Preisen enthalten und alles andere ist eine Wette. Als prognosefreier Anleger habe ich keine Lust auf Wetten.

Fazit

Wer langfristig Rendite möchte, den interessiert die Inflation nicht. Langfristig werden die Anlageklassen Aktien, Immobilien oder Gold die Inflation schlagen.

Schon mit einem minimal funktionsfähigen Portfolio wie mein 100k-Konzept oder das Pantoffel-Portfolio von Finanztest ist die optimale Inflationsstrategie bereits eingebaut.

Wer sich unbedingt kurzfristig und ganz unmittelbar vor Inflation absichern muss, der kann auch über inflationsindexierte Anleihen bzw. entsprechende ETFs nachdenken. Du solltest aber beachten, dass die Absicherung einen Preis hat und diese Art von Anleihen sich schlechter entwickeln als normale Anleihen, wenn die Inflation geringer als vom Markt erwartet, ausfällt.

Was der Unterschied zwischen erwarteter und unerwarteter Inflation ist, hat Gerd Kommer in dem Video „Inflation ist nicht gleich Inflation: Die Bedeutung von erwarteter und unerwarteter Inflation“ erläutert.

Du möchtest dein Portfolio robust – auch gegen Inflation – aufstellen? Dann kontaktiere mich oder buche online ein unverbindliches Erstgespräch. Mit meinem Finanzcoaching werden wir das für dich beste Portfolio ermitteln.

Beitragsbild von Alexas_Fotos auf Pixabay

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Mein Beitrag: Wie du die Renteninformation liest und welche Schlüsse du daraus ziehen kannst – meine 0/1/75 Daumenregel

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.

In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

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