Der neue Gerd Kommer ETF: Schlag den Markt?

Das Teilnehmerfeld der ETFs wird zunehmend durch prominente Finanzexperten besetzt. Jetzt hat auch Gerd Kommer seinen eigenen ETF „L&G Gerd Kommer Multifactor Equity„, und er strebt das an, was er bisher nicht in dieser Deutlichkeit angestrebt hat: systematisch den Markt zu schlagen.

Wo positioniert sich der Gerd Kommer ETF?

Wenn alle in Deutschland erwerbbaren ETFs an einem Marathon teilnehmen, besteht das Teilnehmerfeld aus mehr als 2400 Teilnehmern. Wie bei einem Marathon gibt es verschiedene Läufergruppen, die unterschiedliche Zeitziele anstreben. Für jede dieser Läufergruppen gibt es Pacemaker. In der ETF-Welt könnten die folgenden ETFs die Pacemaker sein:

ETF / FondsZusammensetzungDurchschnittliche ZeitRendite 1901 – 2021*
Vanguard FTSE All-World100% Aktien02:05:007,48%
Vanguard Lifestrategy 80%80% Aktien, 20% Anleihen02:40:006,98%
Vanguard Lifestrategy 60%60% Aktien, 40% Anleihen03:20:006,37%
Vanguard Lifestrategy 40%40% Aktien, 60% Anleihen04:00:005,67%
Vanguard Lifestrategy 20%20% Aktien, 80% Anleihen04:40:004,87%
Vanguard Global Aggregate Bond100% Anleihen05:20:003,98%
Dirk Müller Premium Fondsmind. 51% AktienDer Besenwagenseit 2015
* Die Renditezahlen basieren auf die Zusammensetzung von Aktien und Anleihen aus dem folgenden Chart „Wertenwicklung im Überblick“ des Vanguard Renditejahrbuch 2022.

Das folgende Chart zeigt, wie sich die Vanguard-Produkte in den letzten 120 Jahren tendenziell entwickelt haben.

Quelle: Vanguard Renditejahrbuch 2022

Wer eine bessere Rendite erzielen möchte, muss mehr Disziplin aufbringen und höhere Risiken in Kauf nehmen – ähnlich wie bei einem Marathon, bei dem sich jeder in der Läufergruppe einfinden sollte, in der er sich bezüglich seiner Leistungs- und Risikobereitschaft am wohlsten fühlt.

Der Gerd Kommer ETF positioniert sich mit einer 100%igen Aktienquote in der Spitzengruppe, um den Pacemaker Vanguard FTSE All-World herauszufordern und ihn zu schlagen.

Hier sind weitere ETFs von prominenten Finanzexperten:

Global Portfolio One von Andreas Beck

Der Global Portfolio One positioniert sich normalerweise im Bereich des Vanguard Lifestrategy 80% und wartet dort auf seine Chance. Immer dann, wenn sich das Teilnehmerfeld in einer Krise befindet, greift der Global Portfolio One an und versucht bei passender Gelegenheit den Vanguard FTSE All-World zu überholen. Voraussetzung dafür ist, dass es genug Krisen im Teilnehmerfeld gibt.

ARERO von Martin Weber

Der ARERO positioniert sich im Bereich zwischen Vanguard Lifestrategy 60% und Vanguard Lifestrategy 80%. Mal läuft es besser, mal läuft es schlechter.

Dirk Müller Premium Fonds von Dirk Müller

Das ist eigentlich mein persönlicher Lieblingsfonds. Ähnlich wie „Eddi the Eagle“ im Skispringen steht hier nicht unbedingt die Leistungsfähigkeit im Vordergrund, sondern eher der Kult. An diesem Kult kann man wunderbar im Wertpapierforum und im Dirk Müller Forum teilhaben. Mich inspirierte der Fonds zu meinem Aprilscherz im Jahre 2021. Der Dirk Müller Premium Fonds positioniert sich bei unserem Marathon eher als Besenwagen.

Wie will Kommer den Markt schlagen?

Bei klassischen Indizes wie z.B. dem FTSE All-World werden Aktien aussortiert, die eine festgelegte Größe der Marktkapitalisierung unterschreiten oder nicht ausreichend handelbar sind.

Der Index L&G Gerd Kommer Multifactor Equity geht beim Aussortieren anders vor. Es werden nur die Aktien aufgenommen, die die sogenannten Faktorprämien abschöpfen können. Faktorprämien sind Merkmale von Aktien, die historisch gesehen höhere Renditen als der Gesamtmarkt erzielt haben, wie z.B. Unternehmensgröße oder Preis-Buchwert-Verhältnis. Investoren können versuchen, von diesen beobachteten Renditeunterschieden zu profitieren, indem sie gezielt in Aktien investieren, die diese Faktoren aufweisen.

Neben der Auswahl der Aktien unterscheidet sich auch die Gewichtung der Aktien im Kommer ETF von klassischen marktgewichteten Indizes. Dies soll vor allem das Klumpenrisiko großer Länder wie die USA kompensieren.

Die Zusammensetzung des ETFs beschreibt Gerd Kommer auf seiner Webseite unter dem Stichpunkt Features.

In seinem ETF-Vergleich bezieht er auch den MSCI World mit ein. In Interviews argumentiert Gerd Kommer die Aufnahme mit der Bekanntheit des Index. Da der MSCI World jedoch nur die Industrieländer beinhaltet, ist er genaugenommen nicht vergleichbar mit dem Kommer ETF.

Mit dieser laut Kommer einzigartigen Zusammensetzung möchte Gerd Kommer den Markt oder genauer gesagt die marktgewichtete Konkurrenz wie z.B. den FTSE All-World schlagen.

Ob und wie hoch die Faktorprämie in der Zukunft sein wird, ist ungewiss.

Es gibt die Fraktion, die argumentiert, dass eine „Ausbeutung“ der Faktorprämien zukünftig durch den Markt egalisiert werden kann und damit gar nicht mehr auftreten. In diesem Fall könnten die etwas höheren Kosten der Kommer-Strategie zum negativen Faktor werden.

Sollten sich jedoch die Faktorprämien auch in Zukunft einsammeln lassen, dann kann man sich mit dem Kommer ETF den berühmten „Extra-Schnaps“ leisten.

Fazit

Wer glaubt, dass die Faktorprämie auch in Zukunft eine Mehrrendite erwirtschaften kann, findet im Kommer ETF eine gute Lösung. Durch den Multifaktor-Ansatz, der verschiedene Faktoren in einem ETF vereint, kann man mit nur einem Produkt die Faktor-Strategie umsetzen. Die Reduzierung des Klumpenrisikos von einzelnen Ländern oder Aktien sowie ökologische Aspekte sind ebenfalls inkludiert.

Ich persönlich bleibe bei der Schwarmintelligenz des Marktes und investiere weiterhin in den FTSE All-World. Dabei nehme ich bewusst das Risiko in Kauf, dass die USA und einzelne Werte wie Apple den Index dominieren.

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.

In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

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3 Gedanken zu „Der neue Gerd Kommer ETF: Schlag den Markt?

  1. Gerd Kommer und Daniel Ganowski gehen heute auf den Punkt https://gerd-kommer.de/marktkapitalisierung-vs-bip/ naeher ein.

    – Schoen systematisch werden Gewichtungsmethoden beschrieben und verglichen.
    – Die Unterschiede zwischen BIP und MC Gewichtung sind in der kurzen Historie gering (Tab.2 0,2% pa).
    – Es wird auf Nachteile der BIP-Gewichtung eingegangen: hoehere Kosten durch mehr Depot-Anpassungen (BIP veraendert sich, MC-Index bleibt Index: keine Anpassungen bei Einzelwerten noetig).
    – Also gibt es keinen klaren Rendite-Vor/Nachteil in den 53 betrachteten Jahren (trotz Japan-Blasen-Platzen 1989).
    – 1997-2023 war aber die Rendite bei der MC-Gewichtung 0,3%pa hoeher (kein Japan-Blasen-Platzer mehr in den Daten?).
    Und sind wir ehrlich, fuer die meisten von uns sind wenige Dekaden relevant, vielleicht sogar mehr die Entnahmephase als die Ansparphase?
    – Die ganze Ueberrendite von MC in den letzten 27J kommt von Amerika. Richtig erkannt.

    Entscheidend ist also die Einschaetzung des Anlegers:
    „Welche renditemäßigen Auswirkungen hätte es, wenn das Gewicht eines solchen „Failed States“[USA] im eigenen Aktienportfolio vorher 65% betragen hätte?“

    Kann die USA in der fuer den Anleger geplanten Lebensdauer ein „Failed State“ werden? Ja oder Nein?
    Meine Einschaetzung: wenn das passiert (Atomkrieg?) haben wir andere Probleme als unsere Depots …
    Buergerkrieg in USA o.aehnl. wuerde ggfs fuer kurze Zeit eine Halbierung der MC in USA ermoeglichen, aber mittelfristig „Failed State“ im Sinne auf 0% Wert absinken?

    Immerhin, Kommer & Co sind „die Guten“. Ohne ihren „Glauben“ an ihr Produkt, waere es ja auch nicht vertrauenserweckend. Und Glauben haben sie:
    „Wir GLAUBEN, dass eine hohe Konzentration in einem einzelnen Land unnötiges „Black Swan-Risiko“ mit sich bringt, das man als passiver Langfristanleger vermeiden kann und sollte.“
    Das ist ja konsistent mit dem Ziel, ihrer Kunden Vermoegen vor allem zu bewahren (Sicherheit geht vor Chance?) und Geld zu verdienen.

    Was mich nach dem Blogbeitrag von Kommer & Co fragend zurueck laesst:
    – die statistische Betrachtung der Vergangenheit ist KURZ und von EINZELEREIGNISSEN (Oelpreisschock, Zinszyklus, Japan-Blase, Dot-Com-Blase, GFC, Globalisierung, etc) stark beeinflusst, also deren Aussagekraft gering?!
    Da Zukunft ungewiss: MC statt BIP, weil wir nicht wissen welche Mega-Caps, von wo in den naechsten 2-3 Dekaden das Feld anfuehren werden?

    Entscheidend ist doch nicht das BIP von Laendern und Regionen, sondern, ob ich am Gewinn meiner Anteilsscheine partizipieren kann/darf:
    – militaerische Dominanz bleibt bis auf weiteres (Durchsetzung von Amerika First, auch gegen WTO-Regeln etc)
    – entwickeltes Rechtssystem (Anlegerschutz, Kapitalmarktregeln)
    – Kapitalismus in der DNA (Sozialismus-Phobie)
    – Unternehmen als positiven Blutkreislauf der Gesellschaft verstanden (nicht als Melkkuehe)
    – Auflagen, Regelungen, Buerokratie werden nicht um jeden Preis zum Schaden der Unternehmen durchgesetzt, wie anderswo
    – Altersvorsorge der US-Buerger haengt an den Aktienmaerkten (also werden Firmengewinne als positiv und gut gesehen; Plunge Protection?)

    Bei einer BIP-Betrachtung wird das alles ausgeblendet. Bei der MC-Betrachtung ist es eingebaut!

    LG Joerg

    1. Hallo Jörg,

      ich sehe das ähnlich wie du. Die BIP-Betrachtung ist aufwändiger in der Umsetzung, da wie du bereits schreibst beim MC-Ansatz die Positionen sich automatisch anhand des Börsenkurses anpassen, während beim BIP-Ansatz „manuell“ nachgesteuert werden muss.

      Letzendlich wird versucht das „Political Risk“ USA zu reduzieren. Wenn es zuschlägt (die Politik also eine negative Auswirkung auf meine USA-Assets haben), dann ist der Schaden in einem MC-gewichteten Portfolio sicherlich höher als in einem BIP-gewichteten Portfolio.

      Ich denke aber auch, dass wir dann ganz andere Probleme haben, da dieser Fall einen negativen Einfluss auf die gesamte Weltwirtschaft haben wird.

      Ja, der USA-Anteil ist sehr hoch. Dort ist aber aktuell auch die höchste Wertschöpfung, die man über börsengehandelten Aktien abschöpfen kann.

      Gruß
      Andree

  2. DaniP diskutiert ausfuehrlich den GerdK-ETF: https://www.geldfrau.de/gerd-kommer-etf-welt-etf-mit-risikomanagement/
    Sie hat die Rendite vom Index (in USD, NET, d.h. Dividenden ex Quellensteuer) solactive.com/indices/?index=DE000SL0G219#detail mit dem MSCI WORLD iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) LEIDER in EUR, NET verglichen extraetf.com/de/etf-profile/IE00B4L5Y983?tab=chart.
    In USD sind es dann „nur“ 66% Rendite im Betrachtungszeitraum (nicht 82% wie von Dani urspr. geschrieben).
    Momentan sieht es so aus:
    SOLGERD-Index 31.07.2017 1.000 USD bis 17.08.23 1.378 USD 37,8%
    ziehen wir 0,5% pa ab und sagen wir 0,1% pa Tracking Error (weil im komplexen ETF viel mehr gehandelt werden muss, das steckt ja im Index nicht drin), also zusammen 0,6% pa kommen wir auf 37,8%-(6×0,6%) = 34,2% Wertentwicklung
    Vergleich mit unserem Lieblings-ETF Vang All World (Achtung: USD auswaehlen, Net-Dividenden sind includiert)
    https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?isin=IE00B3RBWM25#chart
    56,4% Wertentwicklung im selben Zeitraum oder 22% MEHR als der hypothet. GerdK-ETF!
    Selbst, wenn der GerdK-ETF die naechsten Jahre aufholen sollte, 22% in 6 Jahren sind ziemlich viel … da muss man schon gutglaeubig oder grosser Fan (Hobbies kosten!) sein?
    LG Joerg

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