Warum Frauen bei der Geldanlage oft die Nase vorn haben, aber seltener profitieren

Studien zeigen, dass Frauen bei der Geldanlage im Durchschnitt bis zu 1% mehr Rendite erzielen als Männer. Haben Frauen also ein besseres Händchen für die richtigen Anlageprodukte? Nein, die Mehrrendite liegt nicht in der Auswahl der richtigen Anlageprodukte, sondern im generellen Verhalten im Anlageprozess. Und dieses Verhalten führt leider oft dazu, dass Frauen ihren Vorteil gar nicht ausspielen können.

Positive und negative Emotionen

Ich brauche nicht weit zu schauen, um die Stereotypen von weiblichen und männlichen Anlegern bestätigt zu finden. Meine Tochter und mein Sohn scheinen diese Stereotypen perfekt zu repräsentieren.

Ihre Herangehensweise an das „Investieren“ ihres Taschengeldes ist völlig unterschiedlich. Mein Sohn verhält sich eher wie ein sehr aktiver Anleger. Er sieht an jeder Ecke attraktive Kaufgelegenheiten. Frisches Geld wird meist sofort in neue „Anlagemöglichkeiten“ investiert. Die Kaufentscheidung leitet sich aus dem „Habenwollen“, Trends aus dem Freundeskreis und der Umgebung ab.

Sowohl der Platz im eigenen Kinderzimmer als auch das Taschengeld sind jedoch begrenzte Ressourcen. An vielen neu erworbenen Dingen verliert er auch schnell wieder das Interesse. Deshalb trennt er sich immer wieder von seinen Investitionen. Diese werden dann auf dem beliebten Zweitmarkt ebay Kleinanzeigen meist mit Verlust verkauft.

Ich würde ihn als eher impulsiven Käufer bezeichnen. Sorgfältiges Abwägen ist seltener zu beobachten. Mein Sohn verbindet mit dem Kauf eine positive Emotion. Stellt sich der Kauf im Nachhinein als Fehlentscheidung heraus, heißt es eher Mund abwischen und den nächsten Kauf tätigen.

Bei meiner Tochter ist das anders. Sie überlegt sich sehr genau, ob und wofür sie ihr Taschengeld ausgibt. Sie wägt sehr genau ab. Aber es fällt ihr sehr schwer, eine Entscheidung zu treffen. Das führt oft dazu, dass sie am Ende gar nichts macht. Die Folge ist, dass sich ihr Taschengeld in ihrer Dose sammelt.

Sie scheint eher negative Emotionen vermeiden zu wollen, falls sich der Kauf als Fehlentscheidung herausstellen sollte.

Frauen wollen verstehen

In dem sehr lesenswerten Buch von Daniel Kahnemann und Amos Tversky „Schnelles Denken, langsames Denken“ geht es darum, wie wir Menschen in verschiedenen Situationen Entscheidungen treffen. Es werden zwei Systeme unterschieden:

  • System 1: schnell, automatisch, immer aktiv, emotional, stereotyp, unbewusst
  • System 2: langsam, mühsam, selten aktiv, logisch, berechnend, bewusst

Männer neigen im Vergleich zu Frauen dazu, sich selbst zu überschätzen. Diese Selbstüberschätzung führt dazu, dass sich der Mann bei Entscheidungen gerne auf das energiesparende System 1 verlässt. Frauen hingegen neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen und greifen bei sehr wichtigen Entscheidungen scheinbar auf das energieintensive System 2 zurück.

Bevor eine Frau eine wichtige finanzielle Entscheidung trifft, möchte sie die Situation besser verstehen.

Der Sprung ins kalte Wasser

Als ich klein war, habe ich mir selbst das Schwimmen beigebracht. Ich ging regelmäßig mit Freunden ins Schwimmbad und wir verbrachten unsere Zeit im Nichtschwimmerbecken. Dort habe ich stundenlang Schwimmübungen auf einem Bein gemacht. Irgendwann konnte ich dann schwimmen und habe beim Bademeister mein Seepferdchen gemacht.

Meine Technik war dabei unter aller Sau. Eine gute Schwimmtechnik habe ich nicht gelernt, aber ich habe es geschafft, mich über Wasser zu halten.

Warum erzähle ich das? Weil wir Männer auch in der Finanzwelt so sind. Wir springen ins kalte Wasser und versuchen es. Oft verstehen wir die Schwimmtechnik nicht, sondern wollen einfach Spaß haben.

Frauen sind da anders. Sie wollen das Schwimmen verstehen. Und erst wenn sie sich sicher sind, springen sie ins Wasser. Aber wann ist man sich sicher?

Springen sie dann aber ins Wasser, schwimmen sie reihenweise an uns Männern vorbei.

Leider springen zu wenige Frauen ins Wasser…

Zweifel zerstreuen

Wenn es Feedback vom Beckenrand gibt, erwartet der Mann eine Bestätigung seiner Schwimmtechnik.

Die Frau hingegen möchte wissen, was zur perfekten Schwimmtechnik noch fehlt.

Übertragen auf die Finanzberatung möchte der Mann eher Bestätigung für seinen Plan. Die Frau hingegen möchte eher ihre Zweifel ausräumen.

Fazit

Frauen scheinen die besseren Anleger zu sein. Wenn sie denn auch investieren.

Sie wollen verstehen, was sie tun, wollen negative Emotionen vermeiden, unterschätzen ihr Wissen, probieren weniger aus, wollen Zweifel zerstreuen und sind insgesamt konservativer und risikoscheuer als männliche Anleger.

Investieren sie, sind sie weniger impulsiv und halten eher an ihrer Anlagestrategie fest.

All diese Eigenschaften machen sie insgesamt zu besseren Anlegerinnen.

Referenzen

Frauen sind die besseren Anleger: https://www.dia-vorsorge.de/kapitalmaerkte-kapitalanlagen/frauen-sind-die-besseren-anleger/

Women and Investing: 30 Years of Research and Statistics Summarized: https://www.fool.com/research/women-in-investing-research/

Gender differences in investment behaviour among employees: https://www.researchgate.net/publication/264354342_Gender_differences_in_investment_behaviour_among_employees

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

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In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

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