Was künstliche Intelligenz (KI) für den Anleger bedeuten kann

Wird die künstliche Intelligenz zukünftig klassische aktive Fonds-Manager ersetzen und Analysten obsolet machen? Wird die künstliche Intelligenz zukünftig für uns Anlageentscheidungen treffen können?

Bevor wir uns der Beantwortung dieser Frage nähern, erläutere ich kurz die Stärken von künstlicher Intelligenz gegenüber klassischen regelbasierten Systemen.

Die Stärke der künstlichen Intelligenz ist das Erkennen von Mustern. Bei klassischen Problemen kennen wir die Regeln und es werden Algorithmen entwickelt, die diese Regeln ausführen. Bei Problemen, die mithilfe der künstlichen Intelligenz gelöst werden, kennen wir die Regeln nicht und das System versucht aus den Daten Regeln abzuleiten, die dem Menschen nicht offensichtlich sind.

Grob können wir sagen: Klassische Systeme formen die Daten während KI-System durch Daten geformt werden.

Nun ist es bei Anlageentscheidungen so, dass es bekannte Strategien gibt, die mit Algorithmen umgesetzt werden können (z.b: sog. AlgoTrader).

KI-Systeme auf der anderen Seite versuchen aus den zur Verfügung gestellten Daten Muster zu erkennen und daraus zukünftige Entscheidungen abzuleiten.

In meinem Beitrag Künstliche Intelligenz (KI) in der Geldanlage gehe ich etwas genauer auf die Funktionsweise von KI-Systemen ein.

In diesem Beitrag beschäftige ich mich damit welche Auswirkungen es haben könnte, wenn es KI-Systeme gibt, die bessere Anlageentscheidungen als der Mensch trifft.

Die Unterteilung in drei Anlegergruppen

Wir unterteilen für diese Überlegung die Anleger in drei Gruppen:

  • Die KI-Bots (also Systeme, die anhand von gelernten Mustern aktive Anlageentscheidungen für den Menschen treffen)
  • Die aktiven Anleger (also Menschen oder Systeme, die anhand von Regeln oder Intuition aktive Anlageentscheidungen treffen)
  • Die passiven Anleger (also Menschen oder Systeme, die einfach prognosefrei in den Gesamtmarkt investieren)

Die Gesamtgruppe aller Anleger können durch die Funktionsweise der Börse nie mehr als die Marktrendite erwirtschaften. Wenn eine Gruppe also besser als der Markt abschneidet, muss eine andere Gruppe gleichzeitig schlechter als der Markt abschneiden. (Warum das so ist erläutere ich im Artikel Der Erwartungswert für passives Anlegen in den weltweiten Aktienmarkt)

Da die passiven Anleger per Definition die Markrendite erwirtschaften, werden die KI-Bots und die aktiven Anleger den Wettbewerb unter sich ausmachen.

Sollte die KI-Bots zukünftig in der Lage sein unbekannte Muster zu erkennen und damit eine bessere Rendite als die Gruppe der regelbasierten aktiven Anleger erwirtschaften, dann würden sich das aktive auf Regeln basierte Anlage immer weniger rentieren.

Sollten andersherum die KI-Bots nicht in der Lage sein systematisch eine bessere Rendite zu erwirtschaften, dann werden sie sich langfristig nicht in Breite durchsetzen oder eher als Marketingvehicle enden, um beim Privatanleger Gebühren einzutreiben.

Was heißt das für uns als Privatanleger?

Sollten die KI-Bots systematisch eine Überrendite erwirtschaften können, dann wären in Summe die aktiven Anleger die Verlierer. Wenn wir den Kostenaspekt ignorieren, dann erwirtschaftet die Summe der aktiven Anleger exakt die Markrendite. Sofern mit den KI-Bots eine weitere Anlegergruppe hinzukommt, dann müssen sie in diesem Szenario in Summe schlechter als der Markt abschneiden.

Sollten die KI-Bots keine Überrendite erwirtschaften, dann kann das sogar eine Chance für den aktiven Anleger bedeuten. Der KI-Bot würde dann die Rolle der Verlierergruppe annehmen, was im Vergleich zum Gesamtmarkt der aktiven Anlegergruppe vor Kosten einen Vorteil bringen würde.

Erfolgreiche KI-Bots würden aktive Fonds-Manager und Analysten obsolet machen. Für den Privatanleger wird es sicherlich Produkte geben, die mittels KI Anlageentscheidungen treffen (Beispiel für solche Produkte sind die ACATIS KI Fonds). Das Dilema wird aber dasselbe sein wie heute schon mit aktiven gemanagten Fonds: Die Kosten und die mathematische Notwendigkeit, dass nicht alle Fonds eine Überrendite erwirtschaften können.

Die passiven Anleger sind fein raus. Egal wer den Wettbewerb entscheidet, für diese Anlegergruppe ändert sich zunächst grundsätzlich nichts, solange die Märkte tendenziell steigen.

Weitere Informationen zum Thema

Mein Beitrag: Künstliche Intelligenz (KI) in der Geldanlage

Capital: Wie sich künstliche Intelligenz auf die Geldanlage auswirkt
Der Bank Blog: Grenzen künstlicher Intelligenz bei der Geldanlage

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