Meine Erfahrung mit der Prüfung zum Finanzanlagenfachmann

Honorarberatung in Deutschland ist wie Schwarzbrot im Ausland. Ein kleiner Markt und wenig Anbieter. Egal, als gelernter Informatiker wollte ich es wissen und habe die Prüfung zum Finanzanlagenfachmann erfolgreich abgelegt. In diesem Beitrag berichte ich von meinen Erfahrungen.

„Sog und Wellenschlag vermeiden“. Das ist eine Weisheit, die ich bei meiner Sportbootführerscheinprüfung fast immer mit gutem Gewissen ankreuzen konnte. Ist auch für die perfekte Geldanlage sicherlich nicht verkehrt.

Bei der Prüfung zum Finanzanlagenfachmann dagegen gab es eine Antwortmöglichkeit, die so gut wie nie angekreuzt werden sollte. Denn viele Antwortmöglichkeiten in denen Wörter wie „garantiert“ oder „mit Sicherheit“ vorkamen, waren meist keine korrekten Optionen.

Ein Muster also, das bei der Geldanlage in der Tat besteht. Garantien oder hundertprozentige Sicherheiten gibt es nun einmal nicht.

Ich diesem Artikel berichte ich von meinen Erfahrungen mit der Prüfung zum Finanzanlagenfachmann. Dieser Artikel ist für alle interessant, die entweder selbst eine Prüfung ablegen wollen oder sich dafür interessieren wie soetwas abläuft.

Anmeldung zur Vollprüfung

Die Anmeldung war bei der Handelskammer Hamburg schnell gemacht. Ich habe mich gleich mal für die Vollprüfung angemeldet. Klotzen und nicht kleckern, dachte ich mir.

Gut, angemeldet war ich also. Jetzt musste ich mir einen Plan für die Vorbereitung ausdenken. Nach einer kurzen Recherche landete ich beim Buch „Finanzanlagenfachmann/-frau: Zur Vorbereitung auf die IHK-Sachkundeprüfung für die Finanzanlagenvermittlung nach § 34f GewO*“

Das Buch zur Vorbereitung auf die Prüfung zum Finanzanlagenfachman nach 34f und 34h.

Tja, war doch eine recht trockene Lektüre. Während Themen wie wirtschaftliche Zusammenhänge eher intuitiv und leicht von der Hand gingen, waren verschiedenste gesetzliche Regelungen dann doch reine Fleißarbeit. Und mein Brot- und Butter Anlageprodukt ETFs haben mal gerade 1,5 Seiten von 348 Gesamtseiten gefüllt. ETFs, so simple und doch so effektiv…

Tja, hilft nichts. Da war echtes Lernen vonnöten. Da ich am besten mittels realistischer Prüfungsfragen lernen kann, habe ich mich beim Anbieter Deutsche Versicherungsakademie für das Online-Lernprogramm „Online zum Finanzanlagenfachmann IHK“ angemeldet.

Neben einem 10stündigen Lernprogramm, welches ich nur rudimentär genutzt habe (immerhin habe ich das Buch ja bereits gelesen), gibt es auch eine Prüfungssimulation.

Aus insgesamt 1134 Fragen konnten individuelle Prüfungssimulationen zusammengestellt werden.

Die letzten Tage vor der Prüfung wählte ich ein realistisches Prüfungsszenario mit insgesamt 110 Fragen für die Vollprüfung.

Leider war bei der Performance der Simulation noch viel Luft nach oben. Nach jeder Frage gab es eine John Bogle Gedenkminute. Es fühlte sich an, als ob die armen Mitarbeiter von DVA-IT bei jeder Frage die archivierten Bänder manuell zurückspielen mussten.

Ich war beim Antworten insgesamt schneller als das System beim Prüfen. Das führte dazu, dass ich für die Übungssimulationen für alle 110 Fragen etwas über drei Stunden benötigte. Ich habe die volle Simulation insgesamt 5-mal durchgeführt.

Das bekommt man auch ohne Buch hin. Ob du wirklich richtig stehst, siehst du wenn das Licht angeht. Antwortoption 1 ist natürlich korrekt.
Da sollte man das Buch schon mal gelesen haben. Die richtigen Antworten sind „Verkaufsprospekt“ und „Wesentliche Anlegerinformation“.

Die schriftliche Prüfung

Bereits um 8:30 Uhr morgens war die schriftliche Prüfung angesetzt. Ich war nicht allein, sondern in Gesellschaft mit den unterschiedlichsten Vertretern bekannter Firmen wie die Allianz oder Tecis. Da wir 20 Minuten vor der Prüfung bereits da sein sollten, ergab sich ein Gespräch mit anderen Teilnehmern.

Jeder hatte so seine eigene Strategie sich auf die Prüfung vorzubereiten. Ein Teilnehmer hat sich für die Berechnung der Abgeltungssteuer für die verschiedenen Kirchensteuersätze tatsächlich den Multiplikator bis zu 5 Stellen hinter dem Komma gemerkt. Da bevorzuge ich dann doch einfach die Formel auswendig zu lernen.

Auch die IT-Systeme der Handelskammer scheinen kleine Macken zu haben. Eine Macke führte zu etwas Unmut. Ich war in meinem Raum der Einzige, der die Vollprüfung (also inklusiv geschlossene Investmentvermögen und Sonstige Vermögensanlagen) mit 110 Fragen ablegte. Die anderen Teilnehmer mussten nur die 50 Fragen beantworten, die für offene Investmentvermögen notwendig waren. Leider mussten alle Teilnehmer aus meinem Raum auf mich warten, bis ich mit meiner Prüfung durch war, da das System nur dann das Ergebnis ausspuckte, wenn alle Prüfungen abgeschlossen sind.

Nun gut, etwas sozialer Druck soll ja manchmal ganz gut tun. Ich beeilte mich also möglichst schnell durch die Prüfung zu kommen, damit auch die anderen ihr Ergebnis bekommen.

Nach 110 Fragen klickte ich mit freudiger Energie auf „Beenden“ und … hatte bestanden. Damit gehörte ich in meinem Raum zu den 50%, die es geschafft hatten. Yippie, die Schriftliche war bestanden.

Am Abend wollte ich meinen Erfolg beim Spiel Deutschland gegen Ungarn feiern. Immerhin ich habe geliefert…

Die mündliche Prüfung

Die mündliche Prüfung war wieder sehr früh angesetzt. Bereits um 8:10 Uhr sollte ich mich den Prüfern stellen. Etwas später wäre nach dem Spiel am Abend davor ganz schön gewesen. Na gut, hilft ja nichts.

Insgesamt drei Prüfer checkten mich auf meine Fachkompetenz ab. Nachdem ich die Fallvorgabe bekommen habe, konnte ich mich 20 Minuten auf das Beratungsgespräch vorbereiten.

Im Beratungsgespräch ging es unter anderem um eine langfristige Anlage und ich brachte meine Brot- und Butter ETFs von Vanguard an den Mann. Ein Prüfer war in der Rolle des Kunden und zwei Prüfer beobachteten und bewerteten meine Beratung.

Machen wir es kurz: Meine Fachkompetenz war offensichtlich unstrittig. Die Prüfer überreichten mir die offizielle Urkunde und gratulierten zur bestandenen Prüfung.

Fazit

So, auch als branchenfremder kann ich jetzt offiziell die Sachkunde für offene Investmentvermögen, geschlossene Investmentvermögen und sonstige Vermögensanlagen vorweisen.

Aber auch nach 110 Fragen & Antworten bleibt klar: Die absolut sichere und gleichzeitig renditestarke Geldanlage gibt es nicht. Jede Geldanlage hat ihre Vor- und Nachteile und ich kenne sie jetzt alle mit Vornamen.

Auch bleibt meine Einschätzung bestehen, dass frei nach Pareto beim langfristigen Vermögensaufbau 80% bereits mit einem einfachen ETF abgedeckt werden kann. Sogar bei meinem Prüfungsgespräch wurde meine einfache Lösung von den Prüfern akzeptiert. Für die restlichen 20% bin ich jetzt gut gerüstet.

Beitragsbild von Here and now, unfortunately, ends my journey on Pixabay auf Pixabay

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.

In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

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9 Gedanken zu „Meine Erfahrung mit der Prüfung zum Finanzanlagenfachmann

    1. Moin Markus,

      die Sachkundeprüfung ist eine von mehreren Voraussetzungen um nach §34h oder §34f GewO beraten zu dürfen. Ohne 34h oder 34f darf man keine Finanzprodukte vermitteln.

      Gruß
      Andree

  1. Es gibt erlaubnispflichtige und erlaubsnisfreie Finanzberatung. Darüberhinaus wird noch zwischen Vermittlung, Beratung, Planung und Vermögensverwaltung zu unterscheiden sein. Und Finanzcoaching kommt jetzt als neue Dienstleitung in diesem Feld dazu. Das ist für Kund*innen und auch Profis kaum zu überblicken. In unserem nächsten Seminar für angehende FCM Finanz Coaches wird uns eine Rechtsanwältin am Freitag die genauen Unterschiede darstellen. Ich freue mich wieder darauf. Auch mir hilft die Auffrischung immer wieder im Alltag.

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