Warum ich auch in der Corona-Krise in den weltweiten Aktienmarkt investiert bleibe

Nun ist es passiert. Seit dem 20. Februar 2020 kennen die Kurse nur eine Richtung. Es geht abwärts. Die Auswirkungen der Corona-Krise sorgen für sinkende Märkte. Generell sage ich nach 10 Jahren steigender Märkte: Endlich kann ich wieder günstiger Anteile erwerben – auch wenn das mit dem Coronavirus als wahrscheinliche Hauptursache natürlich sehr unschön ist.

Natürlich hat die Corona-Krise direkte Auswirkung auf die Geschäfte der Unternehmen. Lieferketten werden unterbrochen, Mitarbeiter werden nachhause geschickt, Veranstaltungen werden abgesagt. Dies hat alles unmittelbar Auswirkungen auf die Unternehmen. Als langfristiger Anleger stelle ich mir aber die Frage: Wie lange wird das anhalten? Sicher wird uns die nächsten Wochen das Thema beschäftigen. Wird uns Corona aber auch noch in einem Jahr oder in vielleicht fünf Jahren mit den Auswirkungen beschäftigen? Ich glaube nein. Und falls doch, ist dann die Börse mein größtes Problem?

Die Entwicklung der Weltwirtschaft in den letzte 15 Jahren (inklusiv Finanzkrise 2007 – 2009)

Was wären Alternativen?

Nun stellen wir uns aber mal vor ich würde aus dem Aktienmarkt gehen und alle meine Anteile verkaufen. Ich müsste mir dann ja trotzdem Gedanken machen wo ich mein Geld Investiere, da es ja die nächsten 20 Jahre Rendite erwirtschaften soll.

Welche Alternativen hätte ich also? Wir durchleuchten mal die möglichen Alternativen.

Alternative 1: Die Welt geht unter und ich konsumiere alles

Nun, wer wirklich an das Armageddon glaubt der sollte genau dies tun. Wenn man persönlich nicht an das Armageddon glaubt, die große Mehrzahl aber das Geld in den Konsum steckt, dann spricht hier eigentlich wieder alles für Aktien. Denn durch Konsum erwirtschaften die Unternehmen ihre Erträge.

Alternative 2: Das Geld parken und bei nächster Gelegenheit wieder in die Aktienmärkte investieren

Das Geld parken würde bedeuten, dass ich auf das sog. Market Timing spekuliere. Ich versuche einen günstigen Zeitpunkt (Kurse sind möglichst hoch) zu finden zu dem ich meine Anteile verkaufe um dann später zu einem günstigen Zeitpunkt (Kurse möglichst tief) wieder einzusteigen.

Nur wann ist dieser günstige Zeitpunkt? Jetzt? Dann würde ich davon ausgehen, dass die Kurse weiter einbrechen. Weiß ich das? Nein, tue ich nicht – und auch sonst keiner. Natürlich spricht aktuelle einiges dafür, dass die Kurse weiter sinken. Aber wissen kann das niemand? Es kann auch sein, dass der Boden erreicht ist und die Kurse insgesamt wieder hoch gehen.

Und wann soll ich wieder einsteigen? Wenn eine bestimmter vorher definierter Tiefstand erreicht ist? Was passiert, wenn die Marke nie erreicht wird, parke ich dann die nächsten 20 Jahre mein Geld in nicht verzinste risikoarme Anlagen?

Es gibt zahllose Studien die belegen, dass Market Timing einen schlechteren Erwartungswert als Buy & Hold (also einfach das Aussitzen von Krisen) hat. Dazu ein Blogbeitrag von Dr. Gerd Kommer.

Erwartungswert Market Timing: < Rendite weltweiter Aktienmarkt

Alternative 3: In Immobilien investieren

Ja, ja die Immobilie. Deutschlands beliebteste Altersvorsorge. Ich habe nichts gegen Immobilien. Wir haben sogar selbst eine. Deswegen weiß ich aber auch aus eigener Erfahrungen welche Kosten eine Immobilie hat. Die Kosten zusammen mit dem allgemeinen Erwartungswert für den Ertrag liegen bei ehrlicher Rechnung in den häufigsten Fällen unter den Ertrag von Unternehmensbeteiligungen (also Aktien). Hier mal eine grobe Auflistung der Eckdaten:

Kosten / Ertrag Vermietete Immobilie Aktie / ETF
Kaufnebenkosten ~10% 0% – 1,5%
Laufende Kosten 2% 0% – 0,22%
Historische inflationsbereinigte Rendite Deutschland: 2,6%* Weltweit: 5%*
Risiken Klumpenrisiko
Leerstandsrisiko / Mietausfallrisiko
Marktrisiko
Marktrisiko

*siehe Dr. Gerd Kommer, Geldanlage und Altersvorsorge aktuell Seite 6+7 (https://www.gerd-kommer-invest.de/wp-content/uploads/2017-Kommer-BV-VZ-Pr%C3%A4sentation-V12.pdf

Oft wird bei Immobilien der reine Wertzuwachs gesehen, die individuellen Kosten und Risiken aber ignoriert oder schöngerechnet (ähnlich übrigens wie bei aktiv gemanagten Fonds).

Auch Immobilien haben Wertschwankungen. Da sie nicht an der Börse gehandelt werden sind sie allerdings nicht sichtbar. Unternehmen, die Wohnungen im Bestand haben und vermieten sind aber sehr wohl an der Börse gelistet und zeigen Schwankungen. Beispiel: Vonovia oder Deutsche Wohnen

Mir persönlich erscheinen der Erwartungswert, die Kosten und das Risiko von Immobilien im Vergleich zu Aktien daher nicht attraktiv.

Erwartungswert Immobilie: < Rendite weltweiter Aktienmarkt

Alternative 4: In sichere Anleihen investieren

Durch Anleihen stellt man Unternehmen oder Staaten sein Geld in Form von Fremdkapital zur Verfügung. Man leiht dem Unternehmen oder dem Staat also Geld. Für das Leihen gibt es Zinsen. Wie wir mittlerweile wissen sind die Zinsen bei Unternehmen oder Staaten mit hoher Bonität (also Ausfallsicherheit) gering bis negativ. In Anleihen investieren heißt daher sein Geld parken. Natürlich kann man durch weiter sinkenden Zinsen auf Kursgewinne spekulieren. Das ändert aber nichts am Erwartungswert für diese Anlage. Denn selbst wenn man mit Gewinn verkauft steht man wieder vor dem Dilemma: In was alternativ investieren? Natürlich kann man auch Anleihen mit höheren Zinsen erwerben, hier ist allerdings das Ausfallrisiko auch höher. Mit sicherer Anlage hat das dann nichts mehr zu tun.

Erwartungswert sichere Anleihe: Aktuelles Zinsniveau (und damit < Rendite weltweiter Aktienmarkt)

Alternative 5: In Gold investieren

Ein Unternehmen hat einen Wert und den Zweck Gewinne zu erwirtschaften. Gold erwirtschaftet aus sich heraus keine Gewinne, sondern dient – ähnlich wie Bargeld – als Wertaufbewahrung. Historisch liegt die inflationsbereinigte Rendite laut Dr. Gerd Kommer (Gold als Investment) je nach Betrachtungszeitraum zwischen 0,6% und -0,7%. Verglichen mit der inflationsbereinigten historischen Rendite von 5% für den weltweiten Aktienmarkt daher nicht besonders attraktiv.

Gold gilt gemeinhin als Krisenwährung. Wenn man also glaubt, dass alles andere irgendwann wertlos wird und die Welt untergeht, dann ist Gold möglicherweise eine Alternative. Wer das nicht glaubt für den taugt Gold höchsten als Beimischung oder als Schmuck.

Erwartungswert Gold: << Rendite weltweiter Aktienmarkt

Fazit

Es gibt noch weitere Anlagemöglichkeiten wie Kryptowährungen, P2P Kredite, Rohstoffe, Whisky und Ackerland. Diese Themen werden bei Bedarf vielleicht mal in einem anderen Blog-Beitrag thematisiert. In unserem Anlageuniversum spielen sie keine Rolle.

Wenn ich jetzt also mein Geld für die nächsten 20 Jahre investieren müsste, dann verspricht die Anlage in weltweite Aktien den höchsten Erwartungswert. Vielleicht nicht für die nächsten Monate oder für die nächsten zwei Jahre aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für die nächsten 20 Jahre.

Daher bleibe ich drin!

Wer nach dem 100k-Konzept investiert kann selbst steuern wieviel Schwankungen im Portfolio zugelassen wird.

Weitere Informationen

Dr. Gerd Kommer: Der Corona-Crash: Was tun? (vom 24.03.2020)
Dr. Gerd Kommer: Die Rendite von Investments in Immobilien

Ein Gedanke zu „Warum ich auch in der Corona-Krise in den weltweiten Aktienmarkt investiert bleibe

  1. Hi Andree,

    Gerd Kommer berechnet die Goldrenditen inklusive den Zeiten in denen Gold fest an den US-Dollar gebunden war (seit 1. Mai 1933 eine Uz Gold = 35 USD).

    Das ist natürlich Quatsch, wenn denn muss man seit der Freigabe des Goldpreises rechnen. Da ist die Rendite zwar etwas geringer als bei Aktien, aber dafür nach einem Jahr steuerfrei.

    Vor 54 Jahren hatte eine Unze ca. 65 Euro gekostet, jetzt 1770 Euro. Ergibt steuerfrei 6,3% per anno.

    Viele Grüße Marius

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