Verhältnis zum Geld und Finanzen

Bevor du dich mit Finanzen auseinandersetzt, solltest du dir bewusst sein wie dein generelles Verhältnis zum Geld überhaupt ist. Unser Verhältnis zu Geld wird durch Erfahrungen aus der Kindheit, aus dem persönlichen Umfeld sowie durch die persönlichen Erlebnisse beeinflusst und geprägt.

Geld sollte als etwas Neutrales aufgefasst werden

Siehst du Geld als etwas Gutes, Neutrales oder als etwas Schlechtes an? Oft verraten uns schon Sätze wie „Geld verdirbt den Charakter“ oder „Geld ist schlecht“ eine eher negative Einstellung zu Geld. Oft führen diese Glaubenssätze dann auch dazu, dass bewusst oder unbewusst Geld als etwas Schlechtes gesehen wird.

Auf der anderen Seite kann man Geld auch zu viel Bedeutung beimessen. Wenn es nicht als Mittel zum Zweck, sondern als eigentlichen Zweck interpretiert wird ist dies sicherlich auch nicht förderlich.

Geld sollte als etwas Neutrales aufgefasst werden. Ähnlich wie mit einem scharfen Messer kann damit sehr Gutes und Schlechtes getan werden. Die Frage ist immer zu welchem Zweck das Messer eingesetzt wird.

Führen wir uns zunächst den eigentlichen Zweck von Geld vor Augen:

– Es ist ein Tauschmittel. Ohne Geld müssten wir direkt Produkte und Dienstleistungen tauschen.
– Es ist eine Wertaufbewahrung. Geld speichert einen Wert, der bei Bedarf abgerufen werden kann.
– Es ist ein Maß der Umrechnung. Durch Geld (oder genauer durch Geldbeträge) können wir Dinge einen Preis geben.

Ohne Geld würde der Handel umständlicher bzw. in dem jetzigen Maße gar nicht möglich sein.

Oft wird Geld mit dem System in dem es eingesetzt wird gleichgesetzt. Sowohl die Marktwirtschaft (Angebot und Nachfrage regeln den Markt) als auch der Kapitalismus (Recht auf Eigentum) hat unbenommen seine Schwächen. Es ist Teil des Systems, dass Profitstreben zu einer ungleichen Verteilung von Geld und Vermögen führt. Gleichzeitig sorgt es aber in Summe dafür, dass der Wohlstand insgesamt steigt. Es ist wie bei vielen Dingen: Angenommen ich bekomme wöchentlich zwei Bonbons und plötzlich sind es drei. Es wird trotzdem als negativ (oder präziser ungerecht) empfunden, wenn ein anderes Kind gleichzeitig vier Bonbons bekommt.

Mit den vorherrschenden Erkenntnissen (siehe exemplarischen Beitrag), dass die Marktwirtschaft das bisher effektivste System ist und dem Wissen um die Schwächen des Systems gibt es zwei Möglichkeiten, um damit umzugehen:

1.) Man ändert oder bekämpft das System dahingehend, dass die Vorteile wie z.B. wachsender Wohlstand erhalten bleiben und die Nachteile wie z.B. die ungerechte Verteilung des Vermögens eliminiert werden.

2.) Man nutzt das System dahingehend aus, dass man von den Vorteilen profitiert und die Nachteile möglichst reduziert. (Die soziale Marktwirtschaft versucht auf Staatsebene diese Nachteile durch Umverteilung zu reduzieren.)

Für die erste Möglichkeit scheint es aktuell keinen praktikablen Ansatz zu geben. Versuche mit anderen Wirtschaftsformen wie z.B. dem Sozialismus mehr Gerechtigkeit zu bekommen sind in der Vergangenheit
immer wieder gescheitert.

Wir konzentrieren uns hier daher auf die zweite Möglichkeit. Wir verstehen das System und nutzen es dahingehend aus, dass wir davon profitieren. Wenn wir von diesem System profitieren, haben wir damit
auch größeren Einfluss darauf, dass gleichzeitig auch andere davon profitieren können.

Dafür muss man sich aber darauf einlassen von einem – möglicherweise als ungerecht wahrgenommenen – System zu profitieren. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Daher ist es wichtig wie du persönlich zu diesem Thema stehst. Erst wenn du dich darauf einlassen kannst, wirst du von den Ansätzen hier profitieren.

Welcher Geldtyp bin ich?

Ein weiterer wichtiger Aspekt, um das eigene Verhalten zum Thema Geld zu verstehen ist die Unterteilung in verschiedene Geldtypen. Jeder Mensch hat eine individuelle Einstellung zu Geld und Finanzen. Es gibt verschiedene Versuche die verschiedenen Glaubens- und Handlungsmuster zu kategorisieren (sogenannte Archetypen). Wir nutzen hier exemplarisch die Ergebnisse einer Studie der Commerzbank aus dem Jahre 2004. Hier werden acht Geldtypen in insgesamt drei Hauptgruppen unterschieden: die Positiven (18%), die Ambivalenten (37%) und die Negativen (45%).

Hauptgruppe / GeldtypAnteilKommentar
Die Positiven18% «Geld bringt Spaß und Erfolg.» Die Typen dieser Gruppe, insgesamt 18 Prozent der deutschen Bevölkerung, gehen finanzielle Belange ohne Vorurteile und mit Interesse an. Sie zeichnen sich dementsprechend durch einen hohen Grad an Informiertheit und eine geldaktive Haltung aus.
Der Souveräne 11 % Für diesen Typ bedeutet Geld Unabhängigkeit. Er ist finanziell aufgeklärt, verhält sich Geld gegenüber sehr aktiv und geht gerne kalkulierbare Risiken ein.
Der Ambitionierte 17 % Dieser Typ meint, nur mit Geld könne man das Leben genießen, er engagiert sich deshalb stark im finanziellen Bereich und ist bereit, hohe Risiken einzugehen.
Die Ambivalenten 37 % «Geld brauche ich zum Leben, aber es macht mich nicht glücklich.» Die Typen dieser Gruppe – 37 Prozent der Befragten und sozusagen das Mittelfeld – wissen um den Wert des Geldes und anerkennen auch dessen Notwendigkeit für das eigene Leben. Aber der Umgang mit Geld macht ihnen keine Freude. So kümmern sie sich zwar um ihre Finanzen, aus Mangel an Engagement und Selbstvertrauen nehmen sie aber viele Chancen nicht wahr
Der Vorsichtige 11 % Dieser Typ sagt: «Geld wird gespart.» Er ist Geld gegenüber aufgeschlossen, handelt rational und setzt bei seinen Anlagen vor allem auf langfristige Sicherheit.
Der Pragmatiker 16 % Dieser Typ sagt: «Geld hat einen viel zu hohen Stellenwert.» Er regelt seine Finanzen weitgehend selbst. Seiner kritischen Einstellung zu Geld entsprechend, wird er aber nur auf Druck von außen aktiv.
Der Delegierer 10 % Dieser Typ sagt: «Um Geld kümmere ich mich nicht.» Er ist sich bewusst, dass er sich um seine finanzielle Lage kümmern sollte. Entmutigt durch die Informationsvielfalt, überlässt er jedoch seine Finanzen den Fachleuten.
Die Negativen 45 % «Geld macht schlechte Laune.» Die Typen dieser Gruppe, zur der 45 Prozent der Deutschen gehören, kennzeichnet eine vorwiegend ablehnende Einstellung zu Geld, die sich in Abwehr, Misstrauen und Unkenntnis gegenüber dem finanziellen Bereich ausdrückt.
Der Bescheidene 10 % Dieser Typ sagt: «Geld ist etwas sehr Privates.» Mit Anlagemöglichkeiten beschäftigt er sich nicht, aus Furcht das Wenige, was er hat, zu verlieren. Dementsprechend verhält er sich passiv und hegt den Wunsch nach staatlicher Fürsorge.
Der Leichtfertige 16 % Dieser Typ sagt: «Geld zurücklegen lohnt sich nicht». Er konsumiert sorglos in den Tag hinein, verdrängt Gedanken an eine finanzielle Vorsorge und frönt dem Zukunftsfatalismus, dass alles sich schon von selber regeln werde.
Der Überforderte 19 % Dieser Typ sagt: «Geld reicht kaum aus.» Er verdrängt Geldangelegenheiten, ist aber frustriert über seine prekäre finanzielle Situation und sieht sich als Opfer der finanziellen Ungerechtigkeit auf Erden.

Quelle: Money Museum (Seite 43 und 44)

Da jeder einen anderen Bezug zu Geld hat ist es wichtig zu verstehen welche Glaubens- und Handlungsmuster jeder einzelne unterliegt. Mit diesem Verständnis kann man die Glaubens- und Handlungsmuster identifizieren, die finanzielles Wohlbefinden verhindern oder erschweren und gezielt daran arbeiten.

Ein Aspekt ist dabei das generelle Verständnis von Finanzen. Dieser Aspekt wird mit dem Finanzkompendium adressiert. Negative Muster können aber auch tieferliegende Ursachen haben, die aus der vergangenen Erfahrungen, dem aktuellen Umfeld oder dem eigenen Verständnis herrühren. Hier kann mitunter professionelle Hilfe (z.B. durch einen Finanzcoach) ratsam sein.

Weitere Informationen zum Thema

Zendepot: Welcher Geldtyp bist du? (auch als Podcast)
Frau im Business: Die 8 Geldtypen – Welcher Typ bist du? (Commerzbank Studie)
Fürstenberg Institut: Selbsttest: Welcher Geldtyp bin ich?
Geldhelden: Was unterscheidet die 4 Geldtypen und welcher bist du?
Money Museum: Welcher Geldtyp bin ich? (Sehr ausführliches PDF zum Thema mit Verbindung zur Commerzbank Studie)

Google-Suche zum Thema: https://www.google.com/search?q=geldtyp