Konkretes Beispiel für eine Bestandsaufnahme

Schauen wir uns anhand eines konkreten Beispiels eine einfache Bestandsaufnahme für einen Familienhaushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern an:

Die monatlichen Einnahmen betragen 2945 € netto aus dem Angestelltengehalt des Mannes und der Frau. Für die Kinder gibt es je 204 € Kindergeld. Die Familie hat außerdem 20.000 € zu einem Zinssatz von 2% angelegt und bekommt daraus monatlich eine Zinszahlung von 33 €. Als Ausgaben hat die Familie 1682 € Lebenshaltung (zur Sicherstellung des Lebensstandards) sowie 931 € Konsum (hier könnte bei Engpässen gespart werden). Außerdem tilgt die Familie monatlich einen Ratenkredit von 200€ und spart monatlich 300 € für den Urlaub und unvorhergesehene Ausgaben. Die Ausgaben zur Erhaltung der Liquidität summiert sich daher auf 500 €. Die Familie hat einen monatlichen Sparplan für das Sparen in ETFs wofür 300 € aufgewendet wird. Die Summe der regelmäßigen Einnahmen liegt bei 3386 €. Die Ausgaben lagen in diesem Monat bei 3413 €. Um die Differenz von 27 € abzubilden wird aus den Rücklagen der Familie 27 € in diesem Monat entnommen.

Das Cockpit: Übersicht der Einnahmen, Ausgaben und Vermögen für unseren Familienhaushalt

Das Vermögen ist in den drei Kategorien Eigentum, Liquidität und Investitionen unterteilt.

In der Kategorie Eigentum sollten nur das enthalten sein was einen gewissen Wert hat und was man bei Engpässen auch veräußern könnte. Der Hausrat gehört daher eher nicht dazu, es sei denn es enthält teure Designerstücke auf die man zur Not auch verzichten könnte. Die Kategorie Eigentum enthält alle Vermögenswerte, die dem Zweck der Nutzung haben. Beispiele sind:

  • Auto(s)
  • selbstgenutzte Immobilie(n)
  • teure aber nicht lebensnotwendige Gebrauchsgegenstände (z.B. teure Musikanlage) oder Dekoration (z.B. Schmuck)

Die Kategorie Liquidität enthält das frei verfügbare Bargeld als Guthaben in Form von Banknoten, Girokonto, Tagesgeldkonto, etc. Außerdem werden hier auch die Kreditschulden erfasst. Der Zweck dieser Kategorie ist das der Haushalt liquide (flüssig) ist. Einmal um die regelmäßigen Ausgaben bedienen zu können und zum zweiten um bei Ereignissen wie z.B. Autoreparatur, kaputte Waschmaschine etc. die Kosten aus dem liquiden Vermögen tragen zu können ohne einen teuren Kredit aufzunehmen. Beispiele für die Kategorie Liquidität (im allgemeinen Konten mit täglicher oder kurzfristiger Verfügbarkeit):

Guthaben

  • Bargeld in Form von Banknoten
  • Girokonto (bei der Nutzung eines Dispokredits kann der Kontostand auch negativ sein)
  • Tagesgeldkonto
  • Sparbuch
  • Festgeldkonto mit kurzfristigen Laufzeiten oder Treppenstrategie
  • kurzfristige Staatanleihen in Euro

Kredite

  • Hypothekendarlehen
  • Ratenkredite
  • Autokredit

Die Kategorie Investitionen enthält alle Vermögenswerte mit denen Ertrag erwirtschaftet werden soll. Das sind also Vermögenswerte, die durch regelmäßige Ausschüttungen (Zinsen, Dividende, Mieterträge, etc.) oder durch einen Anstieg des Wertes (Aktien, Immobilien, Gold, etc.) sofort oder später Erträge erzielen. Man kann sich das vorstellen wie z.B. ein Apfelbaum, der gepflanzt wird. Zunächst wächst der Baum und er trägt am Anfang noch keine Früchte. Irgendwann trägt er die ersten Früchte und der Ertrag in Form der Ernte kann eingefahren werden. Beispiele für Investitionen sind:

  • Investition in die eigene Arbeitskraft durch z.B. Fortbildung (Humankapital)
  • vermietet Immobilie
  • Unternehmensbeteiligungen (Aktien)
  • Investmentfonds
  • Indexfonds (ETFs)
  • Einlagen (z.B. Festgeld)
  • Anleihen
  • Rohstoffe (z.B. Gold)
  • Kapitallebensversicherung
  • Rentenversicherung
  • Riester-Rente
  • Rürup Rente / Basisrente
  • betriebliche Altersvorsorge
  • Gesetzliche Rentenversicherung oder andere Versorgungskassen

Bei den Vermögenswerten werden hierbei drei Werte ermittelt:

Investition: Hier wird die ursprüngliche Investition erfasst. Wenn z.B. eine Immobilie erworben wurde, dann enthält dieser Wert den Kaufpreis, die Nebenkosten wie Maklerkosten, Notargebühr, Grunderwerbssteuer sowie die Kosten für größere Renovierungen zum Zwecke der Wertsteigerung. Instandhaltungskosten (zum Zwecke des Werterhalts) und laufende Kosten gehören nicht dazu, da sie zu den Betriebskosten zählen. Bei Finanzprodukten wie z.B. einer Kapitallebensversicherung wäre die Investition die Summe der bisher gezahlten Beiträge.

Wert: Der Wert gibt den aktuellen Marktpreis bzw. Rückkaufwert (Buchwert) bei den Vermögenswerten an. Bei Aktien wären das die aktuellen Kurse, bei einer Kapitallebensversicherung der aktuelle Rückkaufswert, bei Immobilien der geschätzte Wert der Immobilie. Es bietet sich an den Wert jährlich zu ermitteln. Es macht keinen Sinn Aktienkurse taggenau zu dokumentieren, da die Werte einfach zu sehr schwanken. Die Summe der Vermögenswerte gibt eine Indikation über das aktuelle Vermögen. Hier ist aber zu beachten, dass einige Vermögenswerte wie z.B. gesetzliche Rentenversicherung oder die Rürup Rente nicht verkauft werden können und damit nicht realisierbar sind. Hier kann bei Bedarf zwischen veräußerbaren Vermögenswerten und nicht veräußerbaren Vermögenswerte, auf denen erst in Zukunft zugegriffen werden kann, unterschieden werden.

Kosten / Ertrag: Dieser Wert wird in einer Vermögensaufstellung gerne vergessen bzw. nicht explizit genug gemacht. Vermögenswerte können sowohl Kosten verursachen (Verbindlichkeiten) oder Ertrag erwirtschaften (Vermögenswerte). Oft wird etwas als Vermögen ausgewiesen was in Wahrheit eine Verbindlichkeit ist. Beispiel Auto: Ein Auto verliert – im Gegensatz zu einem Vermögenswert – kontinuierlich an Wert und verursacht laufende Kosten. Der Zweck ist im Allgemeinen der Gebrauch und nicht der Ertrag. Es sei denn man arbeitet als Taxifahrer, beim Lieferdienst, etc. In diesem Fall ist das Auto ein Vermögenswert mit dem Zweck nach Kosten einen Ertrag zu erwirtschaften. Der Kosten-/Ertragswert gibt eine Indikation, ob der Vermögensgegenstand eine Verbindlichkeit oder ein Vermögenswert ist.

Im Beispiel oben hat der Familienhaushalt 37.000 € investiert. Der aktuelle Wert liegt bei 35.000 €. Obwohl der ETF zwar einen höheren Buchwert hat ist durch den Wertverlust des Autos der Buchwert aller Vermögenswerte niedriger als die ursprüngliche Investition. Die Spalte Kosten/Ertrag macht es noch deutlicher: Die Vermögenswerte haben laufende Kosten: 160 € für das Auto und 60 € Zinsen für den Autokredit. Das Auto kostet also – solange der Kredit noch nicht abgezahlt ist – monatlich 220 €. Dazu kommt ein kontinuierlicher Wertverlust.

Dies könnte sich bei der Beispielfamilie am Ende trotzdem rechnen, wenn das Auto z.B. für die Fahrt zur Arbeit genutzt wird und damit möglicherweise zum Großteil zu den Werbungskosten (also die Kosten, die für den Erwerb notwendig sind) gezählt werden kann. Dies muss aber individuell analysiert werden. Die Bestandsaufnahme hilft dabei.