Immobilie ja oder nein? Die richtige Entscheidung mit Finanzcoaching!

Immobilien sind in der Finanzberatung und beim Finanzcoaching ein heißes Eisen. Kein anderes Thema scheint so emotional wie das Thema Immobilien. Diese Emotionalität hat gute Gründe und ist oft ein wichtiger Faktor bei der Entscheidungsfindung. Dieser Artikel beschreibt warum das Thema Immobilien vom Kunden häufig ganz anders betrachtet wird als vom Berater oder Coach.

Ein Finanzcoach unterscheidet sich von einem Finanzberater dahingehend, dass das Drehbuch des Coachings aus der Perspektive des Kunden geschrieben wird. Vergleichbar etwa mit Improvisationstheater, wo die Geschichte nicht schon geschrieben ist, sondern durch Zurufe aus dem Publikum entsteht.

Was ist mein Immobilienwert oder meine Immobilie wert?

In meinen Coachingsessions gibt es immer wieder Situationen, in denen unterschiedliche Perspektiven auf ein und die selbe Situation zu Missverständnissen führen können. Ein guter Coach ist sich dessen bewusst und kann die Missverständnisse durch gezielte Fragestellungen auflösen.

Ein Beispiel ist ein beliebtes Coachingthema: Die Immobilie. Ich persönlich durfte Erfahrungen mit einer eigenen Immobilie sammeln und habe mir daher zu diesem Thema eine eigene Meinung gebildet. Die eigene Meinung des Coach sollte beim Coaching möglichst vor der Tür bleiben. Sie ist aber natürlich trotzdem permanent anwesend und beeinflusst immer auch die Interpretation von Informationen.

Geschehen auch in der folgenden Situation: Die Kundin hatte eine größere Summe mehr oder weniger unverzinst auf dem Tagesgeldkonto liegen und fragte sich, was sie damit anstellen soll. Sie wollte den Wertverlust durch die Inflation ausgleichen und gleichzeitig in etwas investieren was ihr Sicherheit bietet. Die Immobilie schien aus ihrer Sicht die optimale Möglichkeit. Eigentlich war die Sache klar, doch irgendetwas hielt sie von der Umsetzung ab.

Eine Situation führte dabei zu einem vermeintlichen Widerspruch. Auf der einen Seite verband sie eine Immobilie mit Sicherheit. Auf der anderen Seite fragte sie sich, ob sie noch mit dem Kauf warten sollte bis die Immobilienpreise fallen. Das schien für mich im ersten Moment nicht zusammenzupassen. Wenn sie darauf spekulierte, dass die Immobilienpreise fallen, wie kann sie dann gleichzeitig überzeugt sein, dass Immobilien sicher sind?

Das war eine typische Situation, in der ich im ersten Moment eine Information aus meiner Perspektive auf ein Thema bewertet hatte. Ich bewerte in dieser Situation Sicherheit komplett anders als die Kundin. Meine Perspektive auf das Thema Sicherheit war eine wirtschaftliche, während die Perspektive der Kundin eine emotionale war. Ich sprach sie auf diesen scheinbaren Widerspruch an. Für sie war das überhaupt kein Widerspruch. Sie verband mit Sicherheit nicht den wirtschaftlichen Wert einer Immobilie, sondern vielmehr den emotionalen Wert, der für sie mit einer Immobilie einhergeht.

Vor meiner Coachingausbildung hätte ich möglicherweise mit wirtschaftlichen Fakten argumentiert und wäre trotzdem nicht zu der Kundin durchgedrungen. Denn die Wirtschaftlichkeit einer Immobilie war in dieser Situation nicht der Treiber der Entscheidung. Es ging vielmehr darum, den Bedarf an Sicherheit bei der Kundin zu thematisieren, ob mit oder ohne Immobilie. Sie zögerte auch deswegen, da ihr durchaus die Nachteile einer Immobilie bewusst waren: Vergleichbar hohe Kosten und oder Aufwand. Doch sie konnte sich zu diesem Zeitpunkt keine Alternative vorstellen, die ihrem Bedürfnis von Sicherheit entsprach.

Finanzentscheidungen werden durch drei Faktoren beeinflusst: Intuition (eigene Erfahrungen), Emotion (Gefühle) und Ratio (Fakten). Finanzcoaching konzentriert sich vor allem auf die Faktoren Intuition und Emotionen.

Was eine Taxizentrale mit Coaching zu tun hat

Die Situation erinnerte mich an eine Übung, die ich vor mehreren Jahren in einem Kommunikationstraining erlebt hatte. Diese Übung ist mir irgendwie im Gedächtnis geblieben, da sie bei mir einen Aha-Effekt ausgelöst hatte.

Für die Übung saßen zwei Teilnehmer Rücken an Rücken auf einen Stuhl. Der eine Teilnehmer übernahm die Rolle der Taxizentrale und der zweite Teilnehmer die Rolle des Taxifahrers, der neu in der Stadt war. Beide hatten einen Stadtplan. Was beide nicht wussten: Die Stadtpläne waren nicht identisch.

Zwei Perspekiven auf eine Karte. (Quelle: HR-Pioneers)

Ziel der Übung war, dass die Taxizentrale den neuen Taxifahrer mithilfe des Stadtplans zum Standort eines Fahrgasts lotst.

Wir machten die Übungen mehrfach und es gab dabei unterschiedliche Abläufe:

In einem Fall wurde den Teilnehmern vergleichsweise schnell klar, dass die beiden Karten nicht gleich zu sein schienen. Sie stellten daher Fragen wie „Was siehst du, wenn du Richtung Süden fährst?“. Mit dem Wissen, dass die Karte des anderen nicht zu der eigenen Karte passt, konnten sie die Aufgabe lösen.

In einem anderen Fall bestanden die Teilnehmer darauf, dass ihre Information korrekt und der andere Teilnehmer ein Idiot ist. Denn es war doch von der Karte her „offensichtlich“ wie zu navigieren war. Da es keine Einsicht gab, dass die Karte des jeweils anderen Teilnehmers nicht identisch mit der eigenen ist, konnte die Aufgabe nicht gelöst werden.

Diese Übung ist nachhaltig in meinem Gedächtnis geblieben und das Bild rufe ich immer wieder ab, wenn ich merke, dass wir in einem Gespräch mit zwei unterschiedlichen „Wahrheiten“ arbeiten. Die große Kunst dabei ist, nicht in die Versuchung zu verfallen die Karte des Gegenübers als die Falsche und die eigene als die Richtige zu halten. Als Coach bin ich mir immer bewusst, dass die Karte meines Kunden eine ganz andere ist und ich freue mich, sie durch gezielte Nachfrage möglichst unvoreingenommen zu erkunden.

Entdeckungsreise auf die Karte des Kunden, statt des Beraters

Bei Themen wie Immobilien, Erbschaften oder auch das Anlegen von größeren Geldsummen spielen meist die Faktoren Intuition und Emotionen eine viel größere Rolle als die reinen Fakten. Nachhaltig gute Finanzentscheidungen können daher erst dann getroffen werden, wenn diese Faktoren ausreichend thematisiert werden. Dies ist der große Unterschied beim Finanzcoaching. Finanzcoaching entdeckt die Karte unserer Kunden und sucht dort gemeinsam mit dem Kunden den besten Weg. Finanzberatung versucht den Kunden auf die Karte des Beraters zu führen – nicht immer zum Vorteil des Kunden.

Finanzcoaching basiert auf die Karte des Kunden, Finanzberatung auf die Karte des Beraters

Wer sich also nicht entscheiden kann oder sich mit einer Entscheidung nicht wohl fühlt, ist möglicherweise auf der falschen Karte unterwegs. Finanzcoaching hilft die eigene Karte zu erkunden und damit individuell gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.

In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

Nimm mit mir Kontakt auf oder buche online ein kostenloses Erstgespräch. Wir finden heraus, wie ich Dir helfen kann.

3 Gedanken zu „Immobilie ja oder nein? Die richtige Entscheidung mit Finanzcoaching!

  1. Moin Andree,

    sehr schoener Post. Das Bild mit den zwei Karten ist erhellend.

    Die Abgrenzung von Coaching (was du tun willst?) und Beratung (das bietest du aber auch an, oder?) scheinen mir trotzdem etwas konstruiert?
    ZB beim ersten Schaubild stoert mich, dass der Coach anscheinend nicht die volle Ratio(rechtes Quadrat) ueberdeckt (also dort Kompetenz fehlt?) und der Berater, darf angeblich nicht die eigenen Erfahrungen des Kunden (linkes Quadrat) beachten?

    Deshalb hatte ich mal schnell die Unterschiede zwischen Coaching und Beratung erduckduckt:

    clevis.de/ratgeber/coaching-beratung/
    „Was ist Coaching? Unter Coaching versteht man in der Regel vertrauliche Gespräche mit einem neutralen Dritten, die zur persönlichen Reflexion und beruflichen Weiterentwicklung anregen sollen. Durch bestimmte Fragetechniken und Methoden gelingt es einem professionellen Coach, seinem Klienten neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen.
    Was ist Beratung? Bei Beratung handelt es sich meist um fachliche Unterstützung bei der Lösung von bestimmten unternehmensbezogenen Problemstellungen. Der Berater oder das Berater-Team erarbeiten mithilfe ihres umfangreichen Fachwissens konkrete Lösungsvorschläge und -strategien, die auf das Unternehmen zugeschnitten sind.“

    OK, konform zu deinem Artikel. Obwohl, dann braucht man bei Finanzen beides, oder?

    coachingakademie-berlin.de/coaching-beratung/
    „1.4 Coaching vs. Beratung In der Beratung / im Consulting werden KlientInnen aktiv und auf eigenen Wunsch inhaltlich beraten. Privatpersonen und Unternehmen kaufen hierbei von ExpertInnen mit spezifischen Kenntnissen konkrete Lösungen, Handlungsempfehlungen, Informationen und Tipps ein, die im Hinblick auf ihre Ziele und Vorhaben dienlich erscheinen. Es geht in der Beratung oftmals um vorgegebene Zahlen, Daten, Fakten, konkrete Empfehlungen und fertige Lösungen, und weniger um eine individuelle, kompetenzorientierte Prozessbegleitung, wie dies im Coaching der Fall ist. Es gibt zwischen Beratung und Coaching unterschiedliche Aufgabenteilungen und Haltungen:
    a) Die Beraterin ist Expertin und macht der Klientin konkrete Vorschläge dazu, was zu tun ist. Die Klientin ist für die Umsetzung selbst zuständig.
    b) Der Coach betrachtet den Klienten als Experten für den Inhalt, also für die Lösung seines spezifischen Anliegens. Als Prozessbegleiter unterstützt er seine KlientInnen dabei, dieses Wissen zu heben und einen Weg zu erarbeiten, wie und mit welchen Ressourcen diese Lösung umgesetzt werden kann. Der Umsetzungsweg der KlientInnen kann auf Wunsch begleitet werden.
    Dies macht deutlich, wie unterschiedlich die Ansätze zwischen Coaching und Beratung sind, und gleichzeitig wie gut diese beiden Berufsfelder aufgrund des sich ergänzenden Was- und Wie-Fokus Hand in Hand gehen. Umso wichtiger ist es, hier ganz klar in den Rollen und damit transparent gegenüber den KlientInnen zu sein: Bin ich in einer Situation das eine, kann ich nicht gleichzeitig auch das andere sein. Die Aufgaben und Haltungen schließen sich einander aus.“

    Aha, es ist also schon komplex, hier ueberlappt einiges, aber schliesst sich angeblich aus??? Soo einfach ist Coaching und Beratung nicht zu trennen?

    Mir ist zB eingefallen:
    1) Kein Rezept fuer alle:
    Es gibt unterschiedliche Menschen (vgl DISG, Enneagramm). Unmoeglich klappt bei allen Menschen das gleiche Rezept!
    2) Es gibt absolute Wahrheit, nicht nur gefuehlte:
    Es ist bei manchen Fragen nicht beliebig (zB was der Kunde „gerade jetzt“ will), es gibt eine wahrscheinliche „richtigere“ Loesung.
    Ist es also eine nachhaltige Loesung, jemand den „falschen“ Weg gehen zu lassen (zB nix Sparen fuer die Rente, auf Kapitallebensversicherung setzen, statt auf Index-ETFs)? Oder sollte man versuchen mit emotionalen Bildern verarmter, alter Menschen nachzuhelfen ;-)?
    3) Kunde und Berater/Coach sind immer reflexiv
    Beide veraendern sich ueber die Zeit. Was dem Kunden heute zu wider ist, kann zu ihm in wenigen Jahren super passen?
    4) Es gibt auch unueberwindbare Barrieren/Inkompatibilitaet
    Es gibt emotionale Huerden bei Kunden aber auch kognitive Gruende (zB Akalkulie), die eine Verfolgung des „richtigeren“ Weges erschweren oder gar verunmoeglichen.
    5) Der Kunde ist Koenig, auch auf dem Weg in sein Verderben 😉
    Die einzige moegliche Loesung sehe ich in der Eigenverantwortlichkeit des Kunden. Wer nicht WILL oder KANN, dem kann man nicht helfen (trotzt erkennbarer, sehr wahrscheinlich, grosser Probleme in der Zukunft)?
    6) Ich will Spass???
    Im Prinzip also ganz einfach: wenn es beiden Spass macht (Kunde und Berater/Coach) ist die Zusammenarbeit verheissungsvoll. Wenn einer ein mulmiges Kaugummi-Gefuehl hat, dann passt es eher nicht?
    7) Danke fuer deine Denkanstoesse!

    LG Joerg

  2. Moin Jörg,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.

    Hier ein paar Anmerkungen:

    – Ich biete ganz bewusst keine Beratung nach §34h oder §34f an, obwohl ich die Voraussetzungen (also Kompetenz) dafür habe
    – Im Coaching kann es sowohl hilfreich sein, mitunter aber auch schaden im jeweiligen Themenbereich kompetent zu sein. Denn man hat natürlich schnell eine mögliche Lösung im Kopf. Die Frage ist nur, ob diese Lösung für den Kunden ideal ist. Daher stelle ich mir häufiger als in der Vergangenheit die Frage: Hilft hier mein Finanzwissen oder schadet es in der spezifischen Situation eher.
    – Und natürlich darf der Berater die Erfahrung des Kunden mit einbeziehen. Hier geht es aber nicht um die Erfahrung mit Geldanlagen, sondern um allgemeine Erfahrungen, die Finanzentscheidungen beeinflussen. Das berücksichtigt meiner Erfahrung nach ein Berater eher selten.

    Daher: Es gibt kein Schwarz und Weiß bei Beratung und Coaching. Es gibt aber Schwerpunkte.

    Gruß
    Andree

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert