Warum du deine Altersvorsorge auf Guinness aufbauen solltest – und damit der Inflation trotzt

Für 5 € bekommst du heute ein Pint of Guinness. Hält sich die EZB langfristig an ihre Ziele, dann bekommst du in 35 Jahre für dieselben 5 € nur noch ein halbes Pint Guinness. Ob du es als halb voll oder halb leer wahrnimmst, hängt davon ab, wie du dein Geld in diesen Jahren anlegst.

Als ich 1998 meine Diplomarbeit in Irland schrieb, habe ich meine eigene Währung eingeführt: Pint of Guinness. Damals kostete ein Pint of Guinness 2 irische Pfund. Mein Monatsbudget entsprach damals 500 D-Mark, was etwa 200 irische Pfund entsprach.

Ich hatte daher pro Monat ein Budget von 100 Pint of Guinness. Mit diesem Budget bezahlte ich meine Unterkunft, Dinge des täglichen Bedarfs, mein Essen und eben meine Pint of Guinness bei irischer Livemusik.

Guinness is good for you

Die Währung Pint of Guinness hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber Fiat-Währungen wie z.B. den Euro oder den US-Dollar. Während der Wert des Euros über die Zeit „weginflationiert“, bleibt der Pint of Guinness relativ wertstabil.

Wäre es nicht toll, die Standmitteilung einer Rentenversicherung in der Währung Pint of Guinness zu bekommen, statt wie heute in langweiligen Euro-Beträgen.

Hier mal ein Beispiel:

Sehr geehrte Herr de Boer,

heute erhalten sie die jährliche Renteninformation / Standmitteilung zu ihrer Versicherung.

Wir möchten, dass unsere Versicherungsprodukte für Sie klar, einfach und verständlich sind. Daher haben wir die Euro-Werte in Pint of Guinness umgerechnet.

Leistungen im Jahr 2038

Garantierte Kapitalabfindung: 40.842,62 €
– Das entspricht heute ca. 8186 Pint of Guinness
– Im Jahr 2038 entspricht das noch 5963 Pint of Guinness*

Garantierte monatliche Altersrente zum Rentenbeginn: 210,92 €
– Das entspricht heute ca. 42 Pint of Guinness
– Im Jahr 2038 entspricht das noch 30 Pint of Guinness*

Bedenken sie, dass nach Rentenbeginn der monatliche Rentenbetrag konstant bleibt, die Pint of Guinness sich aber sukzessive reduzieren. Leben sie nach Rentenbeginn weitere 35 Jahre, dann bekommen sie noch 15 Pint of Guinness*.

* Unter der Annahme, dass die EZB ihren Job vernünftig macht und die langfristige Inflation bei 2% hält

Hier wird schnell deutlich, die Inflation nippt über die Zeit doch ganz gut an den Gläsern. Dass sie deswegen schwankt, ist aber nur ein Gerücht.

Wir denken nominal

Die meisten Menschen denken nominal. Was heißt das? Wir sehen häufig nur den absoluten Betrag. Wenn wir heute den Betrag 100 € sehen, verdrängen wir gerne, dass die 100 € in Zukunft aufgrund der Inflation weniger Wert sein werden.

Dieses Phänomen ist auch unter dem Begriff Geldwertillusion bekannt.

Jetzt wo die Zinsen steigen, werden die Sparer wieder zunehmend in Zinspapiere getrieben (Beispiel: 1,9 Prozent Zinsen für ein Jahr! Jetzt wird es Zeit, Ihr Festgeld zu deponieren).

Klingt nominal betrachtet ganz gut. Bei der derzeitigen Inflation von ca. 7% sind bei diesem Angebot nach einem Jahr aber real ca. 5% weniger Guinness im Glas.

Egal, ob hohe Inflation oder geringe Inflation. Mit Zinsanlagen wie Tagesgeld, Sparbuch oder Festgeld schaffst du es maximal die Menge an Guinness zu erhalten, vermehren wirst du es damit langfristig nicht.

Wie du dein Guinness im Alter vermehren kannst, statt zu reduzieren

Wir haben gelernt, dass die Inflation das Glas nach 35 Jahren um die Hälfte reduziert. Mit anderen Worten: Die nominale Verdoppelung deiner Geldanlage bewirkt nichts, da du dann nur zwei halbe Gläser hast.

Was also tun? Nun, du musst die Anzahl der Gläser mehr als verdoppeln, um auch real einen Wertzuwachs zu bekommen.

Mit einem breit gestreuten Aktiendepot wie z.B. der Vanguard FTSE All-World, konntest du in den letzten 120 Jahren deine Gläser nach jeweils 35 Jahren mehr als verzehnfachen. Aus einem Glas werden also 10 Gläser. Diese sind durch die Inflation nur halb gefüllt, ergeben in Summe aber immerhin noch 5 Gläser.

Einführung einer stabilen Währung

Wäre ich nicht 1998 nach Irland gegangen, sondern heute im Jahr 2022, dann müsste mein Budget ca. 1.000 € sein. Das entspräche dann wieder etwa 100 Pint of Guinness.

Es gibt aber noch einen zweiten Faktor, der sich über die Zeit massiv auswirkt: Die Lebensstilinflation. Über die Zeit hat sich mein Lebensstil und damit mein Budgetbedarf deutlich erhöht. Mit 100 Pint of Guinness pro Monat würde ich heute nicht mehr auskommen (wir sprechen hier über die Rechengröße und nicht den Verzehr 😊).

Jeder kann selbst seine Währung festlegen. Du kannst auch den Big Mac, einen Caesar-Salat, das Brötchen oder eine Kugel Eis als Referenzpunkt nehmen.

Ich plädiere daher dafür, dass wir in den Renteninformationen und Standmitteilungen zukünftig etwas wertstabileres, wie z.B. Guinness, als Währung aufnehmen. Damit könnten wir deutlich besser bewerten, was uns später wirklich zur Verfügung steht und sind besser vor der Geldwertillusion geschützt.

Prost!

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.

In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

Nimm mit mir Kontakt auf oder buche online ein kostenloses Erstgespräch. Wir finden heraus, wie ich Dir helfen kann.

3 Gedanken zu „Warum du deine Altersvorsorge auf Guinness aufbauen solltest – und damit der Inflation trotzt

  1. Thank you for another great article Andree! I find these practical, simple but wise analogies very useful to understand the complexity of the financial world.

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