Wie meine Ausbildung zum Finanzcoach die Sicht auf die Finanzberatung verändert hat

Nach 18 Monaten, 8 Modulen mit insgesamt 26 Seminartagen und vielen virtuellen Treffen habe ich Mitte Juli 2022 meine Ausbildung zum Finanzcoach abgeschlossen. Ich konnte beim Start der Ausbildung nicht ahnen, dass die Ausbildung mein Verständnis von Finanzberatung komplett verändern wird. Doch alles der Reihe nach. Hier mein Erfahrungsbericht.

Der Finanzcoach ist kein Berater

Der Begriff Finanzcoaching scheint zunächst austauschbar. Ob nun Finanzcoaching, Finanzberatung, Finanzplanung, Vermögensverwaltung oder Finanzanlagenvermittlung. Der Laie wird dies schwer unterscheiden können.

Tatsächlich war dies gleich zum Start der Ausbildung zum FCM Finanzcoach Anfang 2021 in Wiesenbaden die zentrale Frage unter den 6 Seminarteilnehmern. Was unterscheidet Finanzcoaching von der „klassischen“ Finanzberatung?

Schon der Hintergrund unserer Seminarleiterin Monika Müller gibt einen ersten Hinweis. Monika Müller genoss eine psychologische Ausbildung und coacht Menschen seit 1995. Und gleich vom ersten Seminartag an erlebten wir was Finanzcoaching bedeutet.

Wir, das sind 5 professionelle Finanzberater und Finanzberaterinnen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und ich. Ich trug zur Heterogenität der insgesamt 6 Seminarteilnehmer bei. Als Norddeutscher, Quotenostfriese und einziger Teilnehmer, der nicht aus der Finanzbranche kam, konnte ich mit meinem IT-Hintergrund eine weitere Perspektive in die Gruppe bringen.

Wer nun glaubt, dass wir in den 26 Seminartagen alles über Anlagestrategien, Portfoliozusammensetzungen, die besten Finanzprodukte und Monte Carlo Simulationen lernten, den muss ich enttäuschen. Auch das waren Themen, allerdings eher abends in der Hotelbar oder am Brunnen im Caspar Garden bei leckeren Tapas.

Alle 6 Seminarteilnehmer waren bereits fachliche Experten im Bereich Finanzen. Ich habe meine formale fachliche Expertise mit diesem Beitrag dokumentiert: „Meine Erfahrung mit der Prüfung zum Finanzanlagenfachmann“. Dazu kommen über 20 Jahre Praxiserfahrung mit erfolgreichem Vermögensaufbau, über die ich in meinem Blog berichte.

Coaching erleben

Was Erleben bedeutet, wurde allen Seminarteilnehmern schon früh in den Praxisübungen deutlich. Wir übten reale Coachingsituationen. Dabei gab es jeweils drei Rollen: Der Coach, der Coachee (der Kunde) und der Beobachter. Während die Rollen Coach und Beobachter immer von den Seminarteilnehmern besetzt waren, wurden die Rollen der Coachees auch teilweise von externen Freiwilligen besetzt.

Da wir alle aus der Beratung kommen, mussten wir in den ersten Übungen zunächst lernen, den Berater und Experten in uns vor der Tür zu lassen. Beim Coaching ist nicht der Coach der Experte für das entsprechende Coaching-Thema, sondern der Kunde.

Was das bedeutet, wurde mir erst nach und nach klar. In den ersten Übungen erwischte ich mich immer wieder dabei, dass ich den Kunden direkt oder indirekt Ratschläge und Lösungen für sein Problem mitgeben wollte. Dieser sehr stark verankerte Impuls bei Beratern ist beim Coaching aber fehl am Platz.

Nach und nach lernte ich diesen Impuls zu kontrollieren. Das Ergebnis war eindrucksvoll. Es ergaben sich immer häufiger Situationen, in den ich mit einer Frage oder mit gezielter Intervention bei meinem Kunden wirkungsvolle Denkprozesse auslöste, die zu erfolgversprechenden Lösungsstrategien führten.

Das nachhaltige an diesen Lösungen: Die Lösungen kamen vom Kunden und nicht von mir als Coach! Meine Aufgabe war es den Weg für die Lösungsfindung zu ebnen.

Geld und Risiko

Was unterscheidet jetzt den Finanzcoach von einem normalen Coach? Nun, ein Finanzcoach hat sehr gut ausgestattete Antennen für zwei Aspekte unseres Lebens, die direkt oder indirekt bei fast allen wichtigen Entscheidungen eine Rolle spielen: Geld und Risiko.

Die Einstellung zu Geld und Risiko beeinflusst unsere Entscheidungen maßgeblich. Tief verwurzelte Glaubenssätze können dabei immer wieder zu ungünstigen Entscheidungen führen oder unbewusst ein Verhalten fördern, dass den eigentlichen Zielen entgegensteht.

Geld dient uns dabei als Projektionsfläche. Wir projizieren ständig unbewusst Inhalte, die uns eigentlich selbst betreffen nach außen. Unsere Beziehung zu Geld offenbart dabei schonungslos unsere persönliche Beziehung zu uns selbst.

Die Erkenntnisse gehen auf die Projektionsarbeit von Peter König zurück und sind ein wichtiger Bestandteil beim Finanzcoaching.

Der zweite wichtige Aspekt ist das Thema Risiko. Es gibt insgesamt vier Ausprägungen von Risiko.

Die individuelle Risikobereitschaft sagt aus, in welchem Maße eine Person bereit ist Risiken einzugehen.

Der Risikobedarf sagt aus, welches Risiko notwendig ist, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen.

Die Risikotragfähigkeit sagt aus, welches Risiko eingegangen werden kann, ohne die Existenz zu gefährden.

Die vierte Ausprägung ist die subjektive Risikowahrnehmung. Sie wird durch Erfahrungen, Glaubenssätzen und Ereignissen beeinflusst.

In Entscheidungssituationen führen diese vier Risiko-Ausprägungen häufig zu einem Konflikt, die es dem Kunden schwer macht die richtige Lösung zu finden.

Der Finanzcoach kann dabei helfen, diese Ausprägungen herauszuarbeiten und den Kunden dabei unterstützen eine bewusste Balance zwischen den Ausprägungen herzustellen.

Intuition schlägt Ratio

Wenn wir Entscheidungen treffen, dann beeinflussen drei Aspekte unsere Entscheidungsfindung: Die Ratio (also Zahlen, Daten, Fakten), die Intuition (die Summe aller unser gemachten Erfahrungen) und unsere Emotionen (unsere Gefühle).

Klassische Finanzberatung spielt sich vor allem auf der Ebene der Ratio (Zahlen, Daten, Fakten) und Emotionen (mit den Extremausprägungen Angst und Gier) ab.

Finanzcoaching fokussiert sich bei der Entscheidungsfindung vor allem auf die Intuition des Kunden und bezieht damit die persönlichen Erfahrungen des Kunden mit ein.

Um nachhaltige Entscheidungen zu treffen, muss die Lösung zum „Weltbild“ des Kunden passen. Dieses Weltbild kann in einer Session durchaus ergänzt oder erweitert werden. Die Lösung darf aber nicht dem persönlichen Weltbild des Kunden entgegenstehen.

Finanzcoaching hilft die eigene Umgebung zu erkunden, bevor man sich in die fremde Welt der Finanzprodukte begibt

Wie schon gesagt: Finanzcoaching muss man erleben. Es zu beschreiben, ist gar nicht so einfach. Sollte man Finanzcoaching aber beschreiben, dann vielleicht auf diese Art:

Ein Finanzcoach ist wie ein Reisefuehrer. Allerdings nicht in der Fremde, sondern in deiner eigenen Umgebung. Du bist der Experte in deiner Umgebung. Finanzcoaching stellt neugierig Fragen zu deiner Umgebung und fördert damit völlig neue Perspektiven.

Ein Finanzberater ist auch ein Reiseführer, allerdings in einer dir fremden Umgebung. Oft bist du noch gar nicht bereit für eine neue Umgebung, da du deine eigene Umgebung noch nicht ausreichend erkundest hast.

Wer nun also einen Finanzberater aufsucht, ohne die eigene Umgebung in Bezug auf Geld und Risiko ausreichend erkundet zu haben, wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit keine Freude an dem Ergebnis haben.

Daher bin ich nach der Ausbildung zu folgendem Schluss gelangt. Finanzcoaching und Finanzberatung ergänzen sich. Am Anfang steht das Finanzcoaching. Ich behaupte, dass gutes Coaching den Hauptteil zu einer guten Finanzentscheidung beiträgt.

Die schlussendliche Auswahl des geeigneten Produkts ist am Ende dann nur noch das I-Tüpfelchen.

Wenn du Finanzcoaching mal erleben möchtest, melde dich zu einem kostenlosen Erstgespräch. Ich verspreche dir: Es wird anders als du es von Finanzberatern gewohnt bist.

Weitere Informationen zum Thema

Ausbildung zum Finanzoach: FCM Finanzoach
Mein Profil bei FCM Finanzcoach: Finanzcoach Andree de Boer
Geldseminar von Monika Müller: Persönliches Wachstum, Erfolg und Geld

Mein Beitrag: Der Unterschied zwischen Finanzcoach und Finanzberater
Mein Beitrag: Was macht ein echter Finanzcoach anders als die 400.000 „klassischen“ Finanzberater?
Mein Beitrag: Was macht Geld mit dir? Mehr als du glaubst!
Mein Beitrag: Wohin mit dem Geld aus dem Immobilienverkauf?

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.

In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

Nimm mit mir Kontakt auf oder buche online ein kostenloses Erstgespräch. Wir finden heraus, wie ich Dir helfen kann.

3 Gedanken zu „Wie meine Ausbildung zum Finanzcoach die Sicht auf die Finanzberatung verändert hat

  1. Danke, Andree fuer die wertvollen Einblicke,
    bestimmt hilft es Kunden, dir zu vertrauen, wenn du so transparent bist.

    zu „Unsere Beziehung zu Geld offenbart dabei schonungslos unsere persönliche Beziehung zu uns selbst.“

    Nicht nur zu uns selbst sondern es gibt Auswirkungen auf alle Beziehungen (zu Menschen, zu Gott): Matthaeus 6,21 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
    Wenn einem das klar ist, kann man ggfs versuchen kontrolliert gegenzuwirken.

    zu Risiko-Bedarf: Besser Risiko-Erfordernis anstatt Risiko-Bedarf verwenden?
    Def. Bedarf:
    das in einer bestimmten Lage Benötigte, Gewünschte; Nachfrage nach etwas „der Bedarf an Vitaminen“
    Erfordernis
    etwas, was eine Notwendigkeit, eine Voraussetzung für etwas darstellt „ein wichtiges Erfordernis für etwas sein“ zB Spar-/Anlageziele

    zu „Finanzcoaching ist wie ein Reiseführer“
    Muesste es nicht heissen: Ein Finanzcoach ist wie ein Reisefuehrer oder Finanzcoaching ist wie bei einer Reise mit Reisefuehrer/-leiter?

    LG Joerg

    1. Hallo Jörg,

      vielen Dank für dein Kommentar. Der Begriff Risikobedarf ist mir in diesem Kontext geläufiger. Deine Präzisierung passt aber ganz gut. Ich habe den Satz angepasst, danke für den Hinweis.

      Gruß
      Andree

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