Wenn man Geldanlagen mit dem Verreisen vergleicht, dann gibt es auf dem Markt der Geldanlage aktuell Pauschalreisen und Individualreisen vom örtlichen Reisebüro und aus dem Internet. Was es bisher noch nicht zu geben scheint, ist eine Individualreise mit einem persönlichen Guide.
getquin versucht diese Lücke zu schließen. Was genau so eine Individualreise mit Guide bedeutet und was getquin hier bietet, erläutere ich in diesem Artikel.
Hinweis: Ich erhalte keine Zuwendung von getquin, weder direkt noch indirekt durch z.B. Affiliate-Links. Dieser Artikel spiegelt meine persönliche Meinung wider und ist in keinster Weise von getquin beeinflusst.
Der heutige Markt: Produkte von der Stange oder maßgeschneidert
Wer heute sein Geld anlegen möchte, hat im Wesentlichen drei Möglichkeiten dies zu tun:
Der Provisionsberater
Der Provisionsberater vermittelt Finanzprodukte von der Stange. Welche Produkte der Berater vermittelt, wird dabei oft nicht durch die Bedürfnisse des Kunden bestimmt, sondern durch die Provisionsanreize der Vermittler.
Das Ergebnis ist dann oft – übertragen auf das Verreisen – ein Zimmer mit Blick auf den Parkplatz und Ausflüge mit festen Routen sowie einem regelmäßigen Stopp bei den lokalen Teppichverkäufern, um die Vertriebskosten zu finanzieren.
Der Robo-Advisor
Der Robo-Advisor ist wie Reisen im Internet buchen. Man informiert sich selbst und sucht für sich das passende Angebot aus. Am Ende bekommt man auch dort oft Produkte von der Stange. Meist sind sie günstiger als beim Provisionsberater. Eine Individualreise kann man aber auch dort nicht buchen.
Die Neobroker
Der Neobroker ist der Anlaufpunkt für Individualreisende. Dort können eigene Ideen umgesetzt werden, man muss sich aber auch um vieles selbst kümmern. Die Zusammenstellung und die Reise selbst erfordert Erfahrung und Kenntnisse im jeweiligen Reisegebiet.
Was fehlt?
Wer gerne eine Individualreise machen möchte, aber noch keine Erfahrung oder die Kenntnisse im jeweiligen Reisegebiet hat, kann entweder einen klassischen Honorarberater engagieren oder möglicherweise auf das neue Angebot von getquin zurückgreifen.
Das Angebot von getquin
Im November kontaktierte mich das junge StartUp getquin mit einer Anfrage bzgl. eines Blog-Artikels. Normalerweise lehne ich solche Anfragen dankend ab, da die meisten anfragenden Anbieter interessenskonfliktbehaftet arbeiten und damit nicht zu meiner Philosophie passen.
Da das Gebührenmodel von getquin aber nicht primär auf Provision basiert, habe ich mir das Angebot etwas näher angeschaut.
Einige meiner Bloggerkollegen haben bereits ausführlich über die Funktionsweise von getquin geschrieben, daher fasse ich dies nur kurz zusammen und konzentriere mich hier auf meinen persönlichen Eindruck beim Test des Angebots.
Die Funktionsweise
getquin versteht sich als Guide für den Selbstentscheider und richtet sich an Anleger, die zwar selbst ihr Portfolio zusammenstellen wollen, aber entweder Rat brauchen oder von lästigen administrativen Tätigkeiten wie z.B. die Entscheidung zur Umschichtung, das Finden von günstigeren Angeboten oder der Hinweis, dass sich bestimmte Konditionen geändert haben, befreit werden möchte. Dabei gibt getquin nur entsprechende Hinweise. Die eigentlichen Transaktionen (z.B. bei einer Umschichtung) erfolgen nach wie vor beim jeweiligen Broker vom Anleger selbst.
Bei getquin selbst hat der Anleger kein Depot. Der Dienst verknüpft entweder ein bestehendes Depot oder getquin schlägt einen günstigen Broker für ein individuell bei getquin zusammengestelltes Portfolio vor.
getquin setzt als Produkte ausschließlich auf günstige ETFs.
Meine persönliche Erfahrung
Nach der Eröffnung eines neuen Accounts lege ich unter Investieren ein neues Portfolio an. Dort kann ich einen Betrag für eine Einmalanlage und/oder einen Sparplan angeben. Im ersten Schritt gebe ich 10.000 € für eine Einmalanlage und 1.000 € für einen Sparplan an.
Man kann aus vier Risikostufen wählen:
Ich wähle mal mittleres Risiko und bekomme anschließend das folgende Portfolio:
Das Portfolio wird basierend auf den Kriterien Risiko und Kosten bzw. Ausführbarkeit bei den Online-Brokern zusammengestellt. Das Portfolio wird dabei möglichst breit gestreut mit Aktien-ETFs (risikobehafteter Anteil) und Anleihen-ETFs (risikoarmer Anteil) bestückt.
Das Kriterium Kosten führt dabei mitunter zu inhaltlich korrekten aber für den klassischen Anleger möglicherweise ungewöhnlichen ETF-Kombinationen. Je nach Anlagebetrag oder Sparrate wurde mir aber z.B. auch eine klassische 70-World / 30-EM (Emerging Market) Kombination empfohlen. Es ist zu bedenken, dass bei einer größeren Anzahl von ETFs, der Pflegeaufwand bei Umschichtungen oder bei möglichen Produktumstellungen größer sein kann.
Mit einem Klick auf „Wähle eine Depotbank“ werden Broker herausgesucht, die diese ETFs anbieten:
Leider scheinen meine beiden Broker DKB und Consorsbank die ETF-Kombi im Portfolio nicht anzubieten. Sofern ich das vorgeschlagene Portfolio umsetzen möchte, müsste ich ein Depot bei einem weiteren Broker eröffnen.
Wer aus diesem oder einem anderen Grund nicht der ersten Empfehlung von getquin folgen möchte, hat die Möglichkeit über die ETF Suche direkt nach ETFs zu suchen.
Als bekennender 1-Welt-ETF Anleger wähle ich die Region „All Country“ aus und bekomme folgende Vorschläge:
Hm, wo ist Fuzzy? Nein, nicht der von „Western von Gestern“, sondern mein Brot- und Butter ETF Vanguard FTSE All-World? Der Filter „All Country“ scheint sich auf „ACWI“ zu beschränken. Ich lösche also den Filter und gebe im Suchfeld „All-World“ ein und Voila:
Nach der Auswahl des Vanguard FTSE All-World ETF und der anschließenden Wahl der Depotbank bekomme ich das folgende Ergebnis:
Hier finde ich auch meine beiden Broker zur Auswahl und für mich ist damit die Welt wieder in Ordnung.
Eigenes Depot verknüpfen
Es besteht zusätzlich die Möglichkeit sein bestehendes Depot zu verknüpfen. Die Verknüpfung wird über den Dienst „finAPI“ realisiert. finAPI ist eine zentrale Datenschnittstelle, die von vielen Anbietern genutzt wird, die Daten von verschiedenen Konten und Depots zusammenführen. getquin hat damit zwar Zugriff auf die Depotdaten, bekommt aber keine Authentifizierungsdaten zu Gesicht.
Wer z.B. bei der DKB fremde Konten einbindet, der nutzt ebenfalls bereits den Dienst von finAPI.
Nachdem das Depot eingebunden wurde, bekommt man im Dashboard eine Übersicht über die bestehenden Depots. Die Übersicht ist im aktuellen Stand zwar schick, bietet aber noch nicht mehr als auch andere Anbieter bieten. Das Dashboard kann z.B. noch nicht mit dem Finanzmanager von z.B. Rentablo mithalten.
Zahlen, Daten und Fakten
getquin hat mir ein paar zusätzliche Informationen mitgegeben, wovon ich ein paar interessante Details hier vorstelle.
Der durchschnittliche Nutzer von Robo-Advisor ist 48 Jahre jung. Für mich heißt das, ich gehöre hier noch zu der jüngeren Hälfte – wenn auch nur knapp. Nur 4% der Deutschen nutzen heute Robo-Advisor. Die Anlagesumme bei den Robos bewegt sich bei ca. 3% vom ETF-Markt in Deutschland.
Nur einer von 8 Millennials (20 – 39 Jahre alt) investiert heute bereits. Davon wiederum sagen 75%, dass sie Hilfe bei der Entscheidung benötigen.
20% der Deutschen nutzen eine Finanz-App auf ihrem Smartphone.
Immerhin: Vor allem die junge Generation nimmt zunehmend wahr, dass provisionsbasierte Produkte und Beratung zu einem Interessenskonflikt führen.
Positiv gesprochen ist hier noch einiges an Potential.
Die Basisfunktion von getquin ist kostenlos. Das Unternehmen plant aber Anfang 2021 eine kostenpflichtige Version zu veröffentlichen, die den Nutzern u.a. verstärkte Analyse Tools zur Verfügung stellen wird. Mehr Details dazu gibt es noch nicht, nur dass der Preis unter EUR 10 liegen wird, so das Unternehmen.
Aktuell finanziert sich getquin nur durch Provisionen, die sie für die Eröffnung eines Depots bekommen. Mittelfristig soll das Unternehmen aber auch einen Teil der Transaktionsgebühren von den jeweiligen Brokern bekommen. Hier unterscheidet es sich also von den Business Modellen von Neobrokern, wie z.B. Trade Republic oder Robinhood, die hauptsächlich durch Rückvergütungen (sogennante Kick-Backs) von ETF-Emittenten und den Börsen verdienen.
Man probiert also das Potential eines Interessenskonflikts zu vermeiden.
Fazit
Wer sich ein breit diversifiziertes Portfolio anlegen möchte, sich nicht ganz sicher ist welche ETFs aus dem riesigen Angebot die richtigen sind und dabei immer die kostengünstigsten Produkte haben möchte, für den könnte getquin die Lösung sein.
In der jetzigen Version empfiehlt getquin ein auf das individuelle Risiko ausgerichtete, breit diversifiziertes Portfolio und schlägt dafür passende Broker mit den jeweiligen Konditionen vor.
getquin überwacht dabei die Depots und schlägt bei neuen Rahmenbedingungen Aktionen vor, die der Anleger dann aber selbständig in den jeweiligen Depots umsetzen muss.
Es gibt sicherlich noch einiges Potential, um für Selbstentscheider Mehrwert zu bieten. Mir fallen hier spontan Themen wie Hilfe bei Steuern, Umschichtungsstrategien, automatisiertes Lebenszyklusmodel oder individueller Auszahlplan (z.B. 4% Regel) ein.
Ob die taggenaue Anzeige von Kursen sinnvoll für den langfristigen Anleger ist oder ob die potenziell komplexere Portfoliostruktur langfristig mehr Pflegeaufwand bedeutet, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ich persönlich denke, dass die Gebührenstruktur von getquin Interessenkonflikte reduziert. Jedes Unternehmen muss am Ende Geld verdienen. Um Kunden zu akquirieren und am Markt Fuß zu fassen, ist meist ein sehr hohes Marketingbudget notwendig.
Um direkte Marketingkosten zu reduzieren, geht getquin hier unter anderem den Weg des Empfehlungsmarketings. Für Angebote, die meiner Philosophie nicht widersprechen, schreibe ich daher auch gerne Blogartikel.
Beitragsbild von lumix2004 auf Pixabay
Weitere Informationen zum Thema
Handelsblatt: Start-up Quin will Lücke zwischen Robo-Advisors und Neobrokern schließen
ETFS24: QUIN steuert kostenlos Dein ETF-Depot: Jetzt Erfahrungen sammeln und testen
Depotstudent: MEINE ERFAHRUNGEN: QUIN App zum ETF-Investment
Geldhelden: Quin: In zwei Minuten zum perfekten ETF-Portfolio
Cashflow Tagebuch: Quin Erfahrungsbericht: Die Finanzsoftware im Test
Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.
Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.
Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.
Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.
Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.
Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.
In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.
Nimm mit mir Kontakt auf oder buche online ein kostenloses Erstgespräch. Wir finden heraus, wie ich Dir helfen kann.
2 Gedanken zu „Hilfestellung für Selbstentscheider – getquin will die Lücke zwischen Robo-Advisor und Neobroker schließen“
Moin Andrée,
weshalb heisst es eigentlich get quin(n)?
Wahrscheinlich von Quinn the eskimo, oder?
https://www.songtexte.com/uebersetzung/manfred-mann/the-mighty-quinn-quinn-the-eskimo-deutsch-1bd6b1b8.html
Oder englisch? quin = Fuenfling? Mir waeren schon Zwillinge zu viel, geschweige denn Drillinge … 😉
Oder katalanisch? quin = welcher (ETF)?
Oder englisch get und lateinisch quin = dass?
Passt auch nicht gut? https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/latein-deutsch/quin
Oder statt getabstract getquin? Keine Ahnung …
Frohes Neues, Joerg
Moin Joerg,
nach meiner Info stammt Quin von QUINtessence. Die Umbenennung in getquin erfolgte erst vor kurzem. Möglicherweise aus markenrechtlichen Grund.
Gruß
Andree