Eine „kostenlose“ Provisionsberatung kann dich mehr als 6.000 Stunden zusätzliche Arbeitszeit kosten

Eine „kostenlose“ Provisionsberatung kann dich mehr als 6.000 Stunden zusätzliche Arbeitszeit kosten

Provisionsberatung wird von Banken und Finanzdienstleistern angeboten. Für den Kunden sind sie vermeindlich kostenlos. Aber die Berater wollen ja auch ihre Brötchen verdienen. Wie viele Jahre du für diese Brötchen extra arbeiten darfst, wird in diesem Beitrag gezeigt.

Vielen ist nicht bewusst welche Wirkung Provisionen und hohe Gebühren bei der Provisionsberatung langfristig haben. Dieses Beispiel soll die Auswirkung auf ein sehr wertvolles Gut – die Zeit – deutlich machen.

Zwei Angestellte mit gleichen Voraussetzungen und demselben Ziel

Stellen wir uns zwei Angestellte mit einem Nettoeinkommen von 2.000 € vor. Ihr Bruttoeinkommen liegt mit ca. 3.400 € im Durchschnitt. Pro Jahr erwerben sie einen Rentenpunkt. Ihr Einkommen steigt jährlich entsprechend der durchschnittlichen Lohnsteigerung. Die Angestellten werden nach 40 Jahren damit 40 Rentenpunkte gesammelt haben.

Beide Angestellten wollen zusätzlich für ihren Ruhestand vorsorgen. Da sie einen Anlagezeitraum von 40 Jahren haben, entscheiden sie sich monatlich 340 € zu 100% in den Aktienmarkt zu investieren.

Angestellter A lässt sich von seinem Provisionsberater einen weltweit anlegenden aktiven Fonds verkaufen. Der Fonds hat 5% Ausgabeaufschlag und 1,5% jährliche Gebühren.

Angestellter B investiert in einen weltweit gestreuten ETF. Der ETF hat Kaufgebühren von 1,5% und 0,22% jährliche Gebühren. (Konkretes Beispiel hier: Vanguard FTSE All World)

Wir gehen bei beiden Anlageprodukten vor Kosten von einer inflationsbereinigten realen erwarteten Rendite von 5% aus.

Nach 40 Jahren haben beide 40 Rentenpunkte gesammelt und damit einen Anspruch auf ca. 1.350 € Bruttorente (entsprechend der heutigen Kaufkraft) aus der gesetzlichen Rentenversicherung.

Anleger A kann sich nach der 4%-Regel ca. 1.090 € aus dem Fonds auszahlen lassen. Anleger B kann sich ca. 1.530 € aus dem ETF auszahlen lassen. Die Differenz beträgt ca. 440 €.

Möchte Anleger A denselben Betrag wie Anleger B im Ruhestand ausgezahlt bekommen, dann müsste Anleger A 3,5 Jahre oder 43 Monate länger arbeiten. Das zusätzliche Einkommen von 2.000 € pro Monat würde dann wie folgt verwendet: Mit einem Teil seines Einkommens würde er die Differenz von 440 Euro kompensieren. Den Rest von 1.560 € legt er weiter an. Für die 3,5 Jahre bekommt er zusätzlich 3,5 Rentenpunkte. Aus dem Ertrag der Anlage und der etwas erhöhten Rente erhält er dann – wie Anleger B – knapp 2.900 € Auszahlung brutto.

Beim „kostenlosen“ provisionsabhängigen Bankberater oder Finanzvermittler würdest du in diesem Szenario mehr als 6.000 Stunden mehr Arbeitszeit aufbringen müssen, um zum selben Ergebnis wie der ETF-Anleger zu kommen.

Zeit oder Geld? Mit mehr als 6.000 Stunden zusätzlich investierte Zeit kommt Anleger A auf das Rentenniveau von Anleger B. Investiert er die Zeit nicht, muss er mit weniger Geld auskommen.

Warum kann ein „durchschnittlicher“ ETF die Provisionsberatung überhaupt langfristig schlagen?

Jetzt mag der eine oder andere einwenden, dass Provisionsberater aufgrund ihrer Expertise besser abschneiden müssten als der ETF-Anleger. Immerhin ist das ihr Job. Außerdem werden aktive Fonds von einem Fondsmanager gemanagt und haben damit die Chance auf eine Überrendite. Korrekt, die Chance haben sie. Leider gelingt es ihnen nur äußerst selten einen ETF langfristig zu schlagen. Der Grund dafür sind die Kosten und der damit verbundene negative Zinseszins-Effekt. In den folgenden Artikeln habe ich mich mit den Kosten detaillierter sachlogisch beschäftigt:

Zahlreiche empirische Studien belegen zudem, dass aktive Fonds zu über 80% ihre Vergleichsindizes nicht schlagen können. Selbst wenn es langfristig welche geben wird, denen es gelingt, sind diese nicht im Vorhinein systematisch ermittelbar. Eine Übersicht der Performance von aktiven Fonds  findet sich zum Beispiel hier.

Es lohnt sich langfristig lieber ein paar Stunden über Geld nachzudenken, als über 6.000 Stunden dafür zu arbeiten

Von John D. Rockefeller stammt das Zitat „Lieber eine Stunde über Geld nachdenken, als eine Stunde für Geld arbeiten.“

Es ist sicherlich nicht notwendig 6.000 Stunden über Geld nachzudenken. Allerdings zahlt sich die Investition von ein paar Stunden langfristig auf jeden Fall aus.

Es gibt mittlerweile hunderte gute Finanzblogs zum Thema und jeder kann sich selbst das Wissen aneignen. Wer keine Lust hat sich mit dem Finanzkrams auseinanderzusetzen, kann auch die Dienste eines Honorarberaters oder eines unabhängigen Finanzcoach hinzuziehen.

In meinem Artikel Warum ich mich um meine Finanzen kümmern sollte, habe ich berechnet welcher Mehrertrag möglich ist, wenn man sich selbst um seine Finanzen kümmert oder einen unabhängigen Experten zur Rate zieht.

Beitragsfoto von Morgan Housel on Unsplash

Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.


Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.

Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.

Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.

Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.

Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.

In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.

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