Bei Finanzprodukten ist es ähnlich wie bei Lebensmitteln. Es gibt eine Menge Fertigprodukte. Langfristig am günstigsten und am gesündesten ist es aber die Grundzutaten direkt vom Erzeuger zu beschaffen und sein Finanzportfolio selbst zuzubereiten. Das spart Kosten für Zwischenhändler und ich weiß sicher welche Zutaten in meinem Portfolio enthalten sind.
Anders als beim Kochen ist der Aufwand dafür nur einmalig. Sobald das Rezept steht, kann ein einmal gekochtes Gericht automatisch und unbegrenzt „nachgekocht“ werden.
Die Grundzutaten
Wer fertige Finanzprodukte erwirbt, bekommt oft eine Kombination aus verschiedenen Zutaten. Auf den ersten Blick mag das passend und günstiger wirken, auf den zweiten Blick überwiegen aber meist die Nachteile dieser Fertigprodukte.
Sie enthalten viel Zucker & Fett (Kosten) und oft vergleichsweise wenig gute Nährstoffe (Rendite). Oft sind sie missverständlich ausgewiesen oder versprechen etwas was sie nicht halten können.
Um ein Gericht herzustellen, braucht es grob gesprochen drei Arten von Zutaten:
- Frische Zutaten (z.B. frisches Gemüse, Fisch, Fleisch)
- Beilagen (z.B. Kartoffeln, Reis, Nudeln)
- Zusatz- und Konservierungsstoffe
Fertiggerichte haben eher wenig frische Zutaten und haben oft reichlich Zusatz- und Konservierungsstoffe. Bei selbstgemachten Gerichten hingegen dominieren die frischen Zutaten, kombiniert mit guten Beilagen.
Fertiggerichte werden oft in einem Topf erhitzt. Für selbstgemachte Gerichte gibt es im Allgemeinen für die Hauptzutaten unterschiedliche Töpfe.
Die Zutaten oben symbolisieren bei einem Finanzportfolio die folgenden Anlageformen
- Frische Zutaten -> Risikoreiche (schwankungsintensive) Produkte (Aktien, Immobilien, Gold, etc.)
- Beilagen -> Risikoarme Produkte (Girokonto, Sparbuch, Tagesgeld, sichere Anleihen, etc.)
- Zusatz- und Konservierungsstoffe -> Risikoabsicherung (Versicherungen)
Anders als bei den Fertigprodukten können die unterschiedlichen Zutaten beim Selbstkochen direkt von den verschiedenen Erzeugern erworben werden. Der Verbraucherwunsch wird somit nicht mit möglichst einem Fertigprodukt befriedigt, sondern durch die geschickte Kombination der verschiedenen Zutaten auf Portfolioebene.
Die frischen Zutaten bestimmen im Allgemeinen das Gericht. Beilagen können sinnvoll sein, sind aber nicht zwingend.
Die Leibspeise der Deutschen: Die Kapitallebensversicherung
Schauen wir uns als Beispiel mal die Leibspeise der Deutschen an: Die klassische Kapitallebensversicherung. Die Zutaten dieses Fertigproduktes sind wie folgt:
- Frische Zutaten -> Fehlanzeige
- Beilagen -> langfristige Anleihen mit hoher Bonität und niedriger Rendite
- Zusatz- und Konservierungsstoffe -> Risikoschutz beim Ableben
Das Fertigprodukt enthält viel Fett und Zucker (Kosten) und wenig gute Nährstoffe (Rendite). Die Verpackung dieses Finanzprodukts führt zu weiteren Kosten, die bei einer Eigenkomposition nicht anfallen würden. Selbst wenn eine Zutat nicht erwünscht ist, muss sie bezahlt werden.
Hier das Rezept zum nachkochen:
- Frische Zutaten -> Moderater Anteil risikoreicher Produkte für die Rendite (z.B. weltweiter ETF)
- Beilagen -> Passender Anteil für den Werterhalt bzw. des garantierten Zins (Tagesgeld, Festgeld oder sichere Staatsanleihen in Euro)
- Zusatz- und Konservierungsstoffe -> Risikolebensversicherung
Alle Zutaten werden einzeln direkt beim Erzeuger (Anbieter) gekauft. Dies sind im Allgemeinen verschiedene, auf die jeweilige Zutat speziallisierte, Anbieter. Die Risikobereitschaft kann über die Kombination von frischen Zutaten und Beilagen individuell gesteuert werden. Über die Zeit können Zusatz- und Konservierungsstoffe weggelassen werden (z.B. weil ich niemanden mehr absichern muss).
Diese Zutaten sollten in keiner Finanzküche fehlen
Die folgenden Zutaten gehören als Standard in jede gute Küche (ins Portfolio). Natürlich ist jeder Koch individuell und probiert seine eigenen Gerichte. Die Grundzutaten sind aber ähnlich:
- Frische Zutaten -> Aktien (ETFs), ggf. Immobilien
- Beilagen -> Tagesgeld / Festgeld, evtl. sichere Anleihen
- Zusatz- und Konservierungsstoffe -> Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, Krankenversicherung (gesetzl. oder privat)
Je nach persönlicher Situation und Vorlieben kommen weitere Zutaten hinzu. Die Zutaten werden nach individuellen Vorlieben kombiniert und abgeschmeckt. Die persönliche Risikotoleranz, Risikotragfähigkeit und der persönliche Risikobedarf wird über die Verteilung der frischen Zutaten (risikobehaftet) und der Beilagen (risikoarm) gesteuert.
Konkretes Rezept für ein Weltportfolio
Zutaten
- Ein Welt-ETF (z.B. Vanguard FTSE All World)
- Ein Tagesgeldkonto
Zubereitung
- Sofern noch nicht geschehen: Eröffne ein Depot / Tagesgeldkonto
- Ermittle deinen individuellen Mix an frischen Zutaten (risikobehaftet, sorgt für Rendite) und Beilagen (risikoarm, sorgt für Werterhalt).
- Lege entweder einmalig die Zutaten ins Depot / aufs Konto
- Alternativ oder zusätzlich: Lege ein Sparplan fürs Depot und einen Dauerauftrag für eine Überweisung aufs Tagesgeldkonto an
Dieses Gericht braucht Zeit, um sich zu entfalten. Lass es eine Zeit schmoren und freue dich, dass du langfristig von der wachsenden Weltwirtschaft profitierst. Es darf unter keinen Umständen vorzeitig aus dem Ofen genommen werden. Der Nährstoffgehalt (Rendite) liegt bei durchschnittlich 5% inflationsbereinigt (also nach heutiger Kaufkraft).
Fazit: Koche selbst oder lass dir dein individuelles Rezept erstellen
Du kannst dein Finanzportfolio selbst kochen und Rezepte ausprobieren und verfeinern. Du kannst dir auch ein für dich individuell passendes Rezept zusammenstellen und kochen lassen, wenn du keine Lust oder Zeit zum kochen hast.
Beides ist langfristig besser, als ständig Fertigprodukte zu kaufen. Du kannst nicht mehr benötigte Zutaten einfach weglassen (z.B. obsolete Versicherungen). Fertiggerichte sind ungesund, denn du weißt nicht was wirklich drin ist und über die Zeit sind sie sehr teuer.
Beitragsfoto von ja ma on Unsplash
Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.
Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.
Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.
Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.
Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.
Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.
In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.
Nimm mit mir Kontakt auf oder buche online ein kostenloses Erstgespräch. Wir finden heraus, wie ich Dir helfen kann.
Ein Gedanke zu „Fertiggericht oder Eigenkomposition: Wie du dein Finanzportfolio schmackhaft zubereitest“
Gute Tipps zum Essen!
Alternativ könnte man sich doch auch etwas von einem Sternekoch (qualifizierter Honorarberater oder Experte) frisch kochen lassen 😉 Nur gibt es leider viel zu wenig Sterneköche