Die Riester Rente lohnt sich, wenn du die Förderung konsequent ausnutzt und auf kostengünstige Produkte setzt.
Von Riester profitieren kinderreiche Familien und Rentenversicherte mit hohem Einkommen. So hört und liest man es allenthalben. Aber was genau bedeutet das jetzt?
Dieser Beitrag beleuchtet welchen Einfluss die Förderung auf die Rentabillität der Riester Rente hat. Wir betrachten den Einfluss des Bruttogehalts und die Anzahl Kinder auf die Förderung. Dabei schauen wir uns an, wieviel Prozent der Einzahlungen in einen Riester-Vertrag durch den Staat gefördert wird. Ein interaktiver Riester-Rechner am Ende des Beitrags berechnet deine individuelle Förderquote.
Die Förderquote
Die Förderquote gibt an, welcher Anteil der Einzahlungen in einen Riester-Vertrag vom Staat übernommen wird. Beispiel: In den Vertrag fließen 100 €. Bei einer Förderquote von 30% zahlst du 70 € und der Staat 30 € in den Vertrag.
Definition: Förderquote = Staatliche Förderung (Zulagen + Steuerersparnis) / Einzahlung in den Riester-Vertrag (Eigenanteil + Zulagen)
Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der Förderquote in Abhängigkeit vom Bruttogehalt bei 0, 1, 2 und 3 Kindern. Das Modell ist optimiert auf eine maximale Förderung mit möglichst geringem Eigenanteil.
Die Förderquote für einen gesetzlich krankenversicherten Angestellten mit 0, 1, 2 oder 3 Kindern. Die steuerliche Behandlung hängt von der persönlichen Situation ab. In der vorliegenden Berechnung werden für einen Arbeitnehmer die Werbungskosten und die Vorsorgepauschale berücksichtigt. (Quelle: Eigene Berechnungen)
Wie man sieht, startet die Förderquote bei niedrigem Bruttogehalt auf einem sehr hohen Niveau. Das ist der Bereich in dem die 4% vom Bruttogehalt abzgl. der Zulagen unter dem Mindest-Eigenbetrag von 60 € liegen. Dann senkt sich die Förderquote ab. Das ist der Bereich, wo der Eigenbetrag oberhalb der 60 € liegt, aber die steuerliche Förderung noch nicht greift. Die Förderquote steigt an sobald auf das Bruttogehalt Steuern fällig werden. In diesem Bereich wird von der Steuererstattung profitiert.
Die maximale steuerliche Förderquote liegt bei 42% – was nicht ganz zufällig der Spitzensteuersatz ist. Durch zusätzliche Kinderzulagen verschiebt sich die Kurve nach rechts und flacht ab. Ab drei Kindern (ab 2008 geboren) übertrifft die Zulage (175 € + 3 * 300 € = 1075 €) die Steuerersparnis von 42% (42% * 2.100 € = 882 €). Ab dann lohnen sich auch für höhere Einkommen die Kinderzulagen.
Die blaue Linie zeigt die Entwicklung der Förderung, wenn es keine Zulagen geben würde, sondern nur die Steuererstattungen. Die Zulagen sorgen daher bei niedrigem Einkommen mit wenig Steuerersparnissen für eine höhere Förderquote.
Die Mindestquote liegt bei knapp 24%. Das bedeutet jeder Riester-Sparer, der 4% seines Bruttolohns abzüglich der Zulagen einzahlt und sich Steuerrückzahlungen über die Steuererklärung erstatten lässt, muss pro 100 € Einzahlung höchsten 74 € selbst tragen. Der Rest kommt vom Staat. Für höhere Einkommen steigt die Förderung auf 42%. Ab drei Kindern beträgt die Förderung mindestens 51%.
Lohnt sich ein Riester Vertrag?
Die Förderquote sagt noch nichts über die Qualität des Riester-Produkts aus. Riester-Produkte haben aufgrund hoher Kosten zurecht einen schlechten Ruf. Die schlechte Kostenstruktur ist allerdings nicht ursächlich auf Riester zurückzuführen. Denn teure Produkte kann man auch mit den ungeförderten Pendants haben. Das Grundproblem bei Riester ist meines Erachtens die komplizierte Struktur und die Beitragsgarantie.
Die Beitragsgarantie sichert dem Riester Sparer die eingezahlten Beiträge zuzüglich den Zulagen am Ende der Einzahlphase zu. Diese Garantie kostet sehr oft Rendite.
Ich habe für meine eigene Entscheidungsfindung einen Vergleich zwischen meinen 2006 abgeschlossenen (teuren) Riester-Fondssparplan (UniGlobal Fonds) und einem (günstigen) Brot- und Butter Welt-ETF durchgeführt:
Vergleich UniProfi Rente vs. ETF Sparplan
Union ProfiRente (UniGlobal) | ETF Vanguard FTSE All World (DKB) | |
---|---|---|
Kaufgebühr | 5% | ca. 1,5% |
Jährliche Depotkosten | 9 € | 0 € |
Fonds-Gebühren (TER) | 1,5% | 0,22% |
Jährlicher Eigenbetrag | 1.218 € | 1.218 € |
Brutto-Einzahlung in den Sparplan (inkl. Förderung) | 2.100 € | 1.280 € |
Angenommene Rendite | 7% - 1,5% = 5,5% | 7% - 0,22% = 6,78% |
Endbetrag 2040 | ~187.000 € | ~148.000 € |
Bei diesen Parametern und Annahmen hätte der Riester-Sparplan 2040 einen Vorteil von mehr als 38.000 € vor Steuern. Der Treiber ist hier einzig die Förderung vom Staat, da auf meinen Eigenbetrag von 1.218 € zusätzlich 882 € draufgelegt werden.
Der Nachsteuerbetrag ist stark von der Einnahmesituation im Ruhestand und den dann geltenden Steuergesetzen abhängig. Zu beachten ist, dass bei Riester derzeit der volle Betrag und beim ETF-Sparplan nur der Ertragsanteil besteuert wird. Dafür profitierte ich bei Riester von der Steuerstundung, da Ausschüttungen unversteuert direkt wieder angelegt werden. Beim ETF-Sparplan kann eine jährliche Vorabpauschale fällig werden.
Ob sich Riester lohnt, kann daher immer nur individuell beantwortet werden. Die Beantwortung der Frage ist stark abhängig von der individuellen Förderquote, der Qualität und den Kosten des Produkts und der voraussichtlichen Einnahmesituation im Ruhestand.
Eine pauschale Aussage, dass sich Riester nicht lohnt, kann aber meines Erachtens nicht gemacht werden. Durch die Förderung kann sich ein Riester-Vertrag durchaus im Vergleich zu einem gleichartigen ungeförderten Produkt lohnen. Leider ist das Riester-Konstrukt in sich sehr kompliziert und natürlich stark von der Politik abhängig. Aktuell wird diskutiert das Riester-Modell zu reformieren.
Fazit und Empfehlung
Das Riester-Konstrukt ist leider kompliziert. Außerdem sorgt die Beitragsgarantie dafür, dass bei ungünstigem Marktverlauf durch Umschichtung Rendite verloren gehen kann.
Durch die Förderung kann aktuell aber eine Rendite erzielt werden, die höher ist als bei vergleichbaren ungeförderten Produkten mit Beitragsgarantie. Bei einem günstigen Marktverlauf kann sogar eine Aktienrendite möglich sein, sofern der Anbieter nicht zum ungünstigsten Zeitpunkt umschichten muss (siehe aktuelles Beispiel bei fairriester).
Voraussetzung ist ein günstiges Produkt und die konsequente Nutzung der Förderung. Wegen der komplizierten Struktur und um Interessenkonflikte zu vermeiden, bietet sich bei Riester eine Beratung durch die Verbraucherzentrale oder einer Honorarberatung an. Die Beratung kostet zwar, ist in Summe aber deutlich günstiger als ein provisionsfinanziertes Produkt.
Im Rahmen meines Finanzcoachings biete ich an, individuell zu bewerten, ob und welche Art von Riester sich für dich lohnt.
Berechne deine persönliche Förderquote
Mit dem folgenden Rechner kannst du dir interaktiv deine persönliche Förderquote berechnen.
Die Förderquote für einen gesetzlich krankenversicherten Angestellten. Die steuerliche Behandlung hängt von der persönlichen Situation ab. In der vorliegenden Berechnung werden für einen Arbeitnehmer die Werbungskosten und Vorsorgepauschale berücksichtigt.
Beitragsfoto by Aaron Burden on Unsplash
Weitere Informationen
Mein Beitrag: Das Duell: ETF, Riester, Rürup, gesetzl. Rente, private Rente und betriebliche Rente im Vergleich
Finanztip – Diese Riester-Rente passt zu Ihnen
Stiftung Warentest – Themenseite Riester
Verbraucherzentrale – Riester-Rente: Private Altersvorsorge mit staatlicher Förderung
9 Gedanken zu „Die Riester Rente lohnt sich doch! Attraktive Förderquote bringt Rendite – mit interaktivem Riester-Rechner“
Moin Andree,
deine Bsp-Rechnung tut so, als gaebe es ein Riester-Produkt, bei dem eine Anlage bis 62/65J in Aktien-ETFs moeglich waere. Ist das realistisch? Welche Annahmen/Berechnungen koennten das heilen/korrigieren?
Deine Analyse laesst die Zeit des Entsparens aussen vor. Dort entsteht aber der groesste Riester-Nachteil (Geldbatzen wird in ein renditeloses Versicherungsprodukt umgeschichtet, keine inflationsgesicherten Auszahlungen) gegenueber dem priv. ETF-Spar/Entnahmeplan?
Dies macht m.E. viel, viel mehr Unterschied aus oder was meinst Du?
Also ich koennte keinem (ausser der Hausfrau mit 2+ Kindern) zu einem minimalistischen Riester-Vertrag raten.
Wobei, die gutverdienenden Steuersparer sind ja nicht soo schuetzenswert (verdienen eh‘ genug? Koennen den Riester-Fail gut wegstecken).
Irgendjemand muss ja auch die Honorar-Berater buchen und deren Familien ernaehren 😉
LG Joerg
Moin Joerg,
danke für deinen Kommentar.
Ja, ich bin der lebende Beweis, dass es ein solches Produkt gibt. Ich bin seit 2006 komplett in Aktien investiert. Zugegeben, es war Glück (und kein Können), dass ich einfach einen guten Zeitraum erwischt habe. Es hätte auch anders laufen können. Potentiell kann aber auch mein Porfolio bei einem größeren Einbruch umgeschichtet werden. Noch habe ich aber einen guten „Sicherheitsabstand“. Daher: Es besteht eine Chance auf Aktienrendite – aber keine Garantie. Eben wegen der Beitragsgarantie 😉
Vorgeschrieben ist eine Versicherung für das Langlebigkeitsrisiko (oder -chance) ab 85 Jahren. Aber du hast recht, wie die Entsparphase aussieht, dass liegt in der Hand der Produktanbieter.
Da es aber nur rund 15% Aktienanlegerr in Deutschland gibt und die Mehrzahl scheinbar nach wie vor Garantieprodukten den Vorzug geben, kann man wenigsten die Förderung mitnehmen. Alternativ wird ansonsten ein ungefördertes Produkt mit den selben Nachteilen und ohne Förderung erworben… Mit der Förderung kann sich aktuell sogar ein Banksparplan rentieren, allerdings werden die kaum noch angeboten.
Aber: Mit einem Brot- und Butter ETF-Sparplan kann man nichts falsch machen und sollte im Zweifel immer den Vorzug haben.
Auch die Familien von einem Bankberater und Strukkies wollen ernährt werden – und das zahlt natürlich auch der Anleger. Der Honorarberater ist bei den Kosten meines Erachtens etwas transparenter und hat aufgrund des Honorars weniger Interessenkonflikte.
Gruß
Andree
Danke für den interessanten Artikel! Du hast natürlich Recht wenn du sagst, wennman es richtig macht und ausnutzt lohnt sich die Riester Rente. Ich persönlich stecke diese Energie aber lieber in meine Recherche um mein Portfolio zu erweitern und gut aufzustellen. Ich gehe bei der Altersvorsorge wirklich eher auf Anlage und weniger auf staatlich geförderte Produkte. Das kann aber zum Glück jeder für sich entscheiden 🙂
Moin Rina, ich denke es ist wichtig eine eigene bewusste Entscheidung zu treffen und das scheinst du ja mit deinem Portfolio genau zu tun. Die Riester Rente ist nur eine Variante dabei. Ein Porfolio sollte meines Erachtens auch möglichst selbstbestimmt sein. Daher sollte die Riester-Rente, wenn überhaupt, nur ein kleinen Teil des Portfolios ausmachen.
Bedeuten die 5% Kaufgebühr, dass bei der UniProfirente von jeder Monatsrate 5% Ausgabeaufschlag abgezogen werden?
Ja, das bedeutet es. Am Ende hast du also exakt 5% weniger im Depot liegen.
Das wird ja dann, je näher man an die Rentenphase kommt, immer teurer.
Auf die letzte Monatsrate vor der Rente zahlst du dann 5% Gebühren, damit das Geld für einen Monat in Aktien investiert ist. 🙂
Ein Jahr vor Rentenbeginn käme man für die Monatsrate auf 6,5% Gebühren per anno. 5% AA und 1,5% Jahresgebühr. Zwei Jahre vor Rentenbeginn auf 4% Gebühren.
Das würde sich ja nie lohnen, den Vertrag bis zur Rente zu besparen.
Viele Grüße Marius
Moin Marius, nicht der Ausgabeaufschlag, sondern die Jahresgebühr ist das Problem. Siehe auch meinen Artikel: https://www.finwohl.de/2020/06/23/ausgabeaufschlag-vs-laufende-kosten/
Hi Andree,
in deinem Link geht es um eine längerfristige Einmalanlage.
Meinst du, dass 6,5% Gebühren für eine Sparrate 12 Monate vor Rentenbeginn kein Problem darstellt?
VG Marius